Hanfseiltrieb

Hanfseiltrieb

Hanfseiltrieb wird an Stelle des Riementriebes benutzt: bei großen Kräften, z.B. bei Hauptantrieben von über 200–300 PS., ferner bei Verteilung der Kraft auf mehrere Wellenstränge, insbesondere auf die Wellen verschiedener Stockwerke; bei Uebertragungen im Freien (mittels geteerter Manilahanfseile). Gegenüber dem Drahtseiltrieb beschränkt sich der Hanfseiltrieb auf geringere Uebertragungsweiten. Er ist für 5–25 m Wellenabstand anwendbar. Nach der Uebertragungskraft richtet sich die Anzahl der Seile, die nebeneinander in einzelnen Rillen über die Scheiben laufen.

Auch gekreuzte Seiltriebe lassen sich anwenden, erfordern aber Scheiben mit besonderer Teilung der Breite nach, weil bei mehreren Seilen je zwei straffe und zwei lose Stränge abwechselnd nebeneinander laufen. Auch Wellenstränge, die im Winkel zueinander liegen, lassen sich mit Seilen unter Benutzung von Leitrollen betreiben. Wenn ein Seil in verschiedenen Richtungen über die Scheiben gebogen wird, ist es weniger dauerhaft als bei nur einseitiger Biegung. Zur guten Erhaltung der Hanfseile trägt das wiederholte Einfetten wesentlich bei.

An Stelle der vielen für die Scheibenentfernung abgepaßten und je in sich geschlossenen Seile hat Reuleaux den Kreisseiltrieb empfohlen. Er schlug vor, ein endloses Drahtseil über eine Spannrolle und nacheinander über alle anzutreibenden Scheiben mit je halber Umspannung (unter Benutzung von Leitrollen) zu führen, so daß es zuletzt die ganze Kraft der Anlage aufnimmt, indem es zur Treibscheibe zurückkehrt. In geänderter Art führt man den Kreisseiltrieb mit Hanfseil auf mehrrilligen Scheiben aus. Bei dieser Anordnung läuft ein einziges Seil über sämtliche Scheiben bezw. Rillen, indem es möglichst jedesmal aus der Rille einer anzutreibenden Scheibe auf die treibende Scheibe zurückkehrt und zwar in die nächste Rille derselben übergeht, so daß es die Zugkräfte immer einzeln aufnimmt und abgibt. Die Streckung des Kreisseiles bis zu 5% seiner Länge, bei Trieben im Freien bis 7%, wird dadurch unschädlich gemacht, daß ein loses Trum über eine verschiebbare Spannrolle geleitet wird, die auch zur Rückführung des Seiles aus der letzten in die erste Rille der Antriebsscheibe dient und dazu schräg gelagert wird; durch das Belastungsgewicht der Spannrolle kann man die Seilspannung im ganzen regeln.

Beispiel: Kreisseiltrieb von der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-A.-G. für die Ausstellung in Chicago 1893 (s. die Figur): Antriebsscheibe a (rechts unten); anzutreibende Wellen b, c, d, e letztere in andrer Drehrichtung laufend; Leitrollen sind die vielen, nicht auf den halben Umfang umschlungenen Scheiben bei b, c, auch die vorderste Scheibe bei d, ferner die Scheiben bei g und h. Die schräge Rückführung aus der Ebene der hintersten Rille von a in die vorderste erfolgt durch die Spannrolle f (links unten). An dem Spannwagen wirkt ein Seil mit dem Gewicht Q.

Im Einzeltrieb ist jedes Seil mit seinen Enden zu verspleißen, wobei man es um 5% seiner Länge zu kurz macht, damit es nach der unvermeidlichen Streckung in der ersten Betriebszeit nicht alsbald zu schlaff wird. Hierin liegt der Nachteil, daß für jedes Seil 3–5 m Seillänge zur Seilverspleißung (s.d.) zuzugeben ist, dazu eine Arbeit von 2–3 Stunden durch einen Monteur verrichtet werden muß, daß die Lager anfänglich sehr stark beansprucht werdet, und daß schließlich die Seile nicht gleichmäßig straff bleiben. Der Kreisseiltrieb hat den Nachteil, daß bei einem Seilbruch der ganze Betrieb stillsteht.

[776] v. Bach nennt den Einzelseiltrieb, sofern er ohne Spannrolle arbeitet, »Seiltrieb mit Dehnungsspannung« und den Kreisseiltrieb, »Seiltrieb mit Belastungsspannung«. Manche Seile, nämlich die mit starker Verdrehung der Enden zusammengespleißten Seile, drehen sich beständig im Betriebe, während andre sich stets gleichlaufend in die Rillen legen, indem sie sich trapezähnlich abflachen und daher etwas tiefer in den Rillen beider Scheiben liegen als die rund bleibenden Seile. Beide Arten können nebeneinander laufen. Wahrscheinlich nutzen sich die rollenden Seile infolge der fortwährenden Aenderung ihrer Biegungsebene und wegen der inneren und äußeren Reibung schneller ab. In einzelnen Fällen hält ein Seil nur 1 Jahr, in andern 8 Jahre.

Zur Berechnung eines Hanfseiltriebes nimmt man die Seilstärke d zu 45 oder 50 mm für Hauptantriebe an, sonst auch 25–55 mm. Die Scheibendurchmesser, die größer als 30 d, womöglich größer als 40–50 d sein sollen, sind unter Rücksicht auf die Umlaufzahlen der Wellen so zu bestimmen, daß die Seilgeschwindigkeit v auf 10–25 m/sec, am besten 15–20 m/sec kommt. Wie bei dem Riemen- und Drahtseilbetrieb kann man auch hier annehmen, daß die Kraft T im straffen Trum doppelt so groß als die zu übertragende Umfangskraft ist, T = 2P = 2 · 75 N/v. Für die Kraft T hat man s = 10–15 kg/qcm als zulässige Zugspannung für den Seilquerschnitt von πd2/4 qcm zu rechnen. Die erforderliche Anzahl z der Seile ergibt sich hiermit aus zsπd2/4 = 2P oder P = (4 bis 6) d2z. Bei Einzelseiltrieben empfiehlt es sich, in jedem Falle ein Seil zu der berechneten Zahl z zuzugeben. Für ein einzelnes Seil gelten beispielsweise folgende Werte:


Hanfseiltrieb

Lindner.

Hanfseiltrieb

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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