Chromverbindungen

Chromverbindungen

Chromverbindungen in der Färberei und Druckerei. Das Chrom findet in der Form von Chromoxydsalzen und von chromsauren Salzen besonders in der Färberei ausgedehnte Anwendung. Die ersteren sind lediglich die Träger des als Beize für die Bildung der Farbstofflacke nötigen Chromoxyds, die letzteren dienen hauptsächlich dem gleichen Zweck, jedoch auch als Oxydationsmittel und als Farbstoffe (Chromgelb, Chromorange). Wenn, wie dies namentlich in der Wollfärberei geschieht, chromsaure Salze als Beizen angewendet werden, so ist es stets das Chromoxyd, das, durch Reduktion der Chromsäure vor Entstehung des endlichen Farblacks sich bildend, die Befestigung der Farbstoffe bewirkt. In einigen Fällen wird die Textilfaser nach dem Färben noch mit Bichromat behandelt; dann wirkt die Chromsäure oxydierend auf den Farbstoff, und das gleichzeitig entstehende Chromoxyd wirkt als Beize.

Zum Beizen der Seide werden neutrale und basische Chromoxydsalze gebraucht. Die bevorzugten sind die chromsaures Chromoxyd enthaltende Chrombeize G.A. III der Höchster Farbwerke und das basische Chromchlorid, das als 20° Bé starke schwarzgrüne Flüssigkeit in Anwendung kommt.

Die bevorzugte Beize für Wolle ist die Chromsäure in Gestalt ihrer Alkalisalze, namentlich des Kaliumsalzes, des Chromkali. Von Chromoxydsalzen wird zuweilen das Fluorchrom benutzt, indem man die Wolle mit 4% dieses Salzes und 2% Oxalsäure ansiedet. Man rühmt ihm nach, daß es das Chromoxyd leicht und gleichmäßig an die Faser abgebe, ohne ihre Spinnfähigkeit und ihren Griff zu beeinträchtigen. Sein verhältnismäßig hoher Preis ist einer allgemeinen Einführung noch im Wege.

Das Beizen unter Anwendung von Chromkali wird gegenwärtig nach folgenden Methoden ausgeführt:

Chromkali. Man kocht die Wolle mit 2–4% Chromkali während 11/2 Stunden, die Wolle erscheint gelb.

Chromkali und Schwefelsäure. Man kocht die Wolle 11/2–2 Stunden hindurch mit 3% Chromkali und 1% Schwefelsäure. Die Wolle erscheint bräunlichgelb.

Chromkali und Weinstein. Man kocht die Wolle während 11/2–2 Stunden mit 3% Chromkali und 21/2% Weinstein. Um zu verhindern, daß der Weinstein durch den Kalk des Wassers neutralisiert werde, muß bei kalkhaltigem Wasser entweder eine entsprechende Menge Essigsäure hinzugefügt oder der Weinsteinzusatz entsprechend erhöht werden. Die Wolle erscheint schwach gelblichgrün.

Chromkali und Oxalsäure. Man kocht die Wolle durch 11/2 Stunden mit 3% Chromkali und 3% Oxalsäure. Die Wolle steht etwas gelber aus als die mit Weinstein gebeizte.

Chromkali und Milchsäure. Man erhitzt die Wolle während 1 Stunde mit 1,5% Chromkali, 3% Milchsäure von 50% und 1% Schwefelsäure. Die so gebeizte Wolle ist hellgrau, nahezu farblos, besitzt keinen Gelbstich, auch die Beizflotte ist farblos und es ist in ihr kein Chrom mehr nachzuweisen. Die Milchsäurebeize bietet den großen Vorteil, daß sie ermöglicht, das Chrom quantitativ auf die Wolle zu bringen.

An Stelle der Milchsäure sind mit mehr oder weniger Erfolg Laktolin (ein dem Weinstein entsprechend zusammengesetztes Kaliumlaktat), Lignorosin (Präparat aus der Ablauge der Sulfitcellulosefabrikation, im wesentlichen ligninsulfosaurer Kalk), Egalisol (borschwefelsaures Natron) zur Anwendung gelangt.

Die nach den verschiedenen Methoden gebeizten Wollen färben sich alle mit Beizenfarbstoffen gut an, jedoch mit ganz verschiedenem Resultat bezüglich der Nuance des Farbentons, der offenbar durch die (noch unbekannte) Form beeinflußt wird, in der das Chrom in der Wolle enthalten ist.

Von den für das Beizen der Baumwolle vorgeschlagenen und angewendeten Chromverbindungen hat noch keine ein ganz befriedigendes Resultat gegeben. Der Grund hierfür dürfte in dem Umstande zu suchen sein, daß es bisher noch nicht gelungen ist, eine Chrombeize zu finden, die das Hydroxyd in der für die Lackbildung geeignetsten Form an die Faser abtritt.

Die verhältnismäßig besten Erfolge erhält man bei Verwendung von Koechlins alkalischer Chrombeize und der Chrombeize G.A. I. nach v. Gallois. Die erstere, eine dunkelgrüne Lösung von Chromoxydnatron, ist in konzentrierter Form haltbar, scheidet dagegen beim Verdünnen mit Wasser Chromhydroxyd ab. Auch in und auf der mit dieser Lösung getränkten Baumwollfaser spaltet sich die Beize von selbst und lagert Chromhydroxyd[460] auf der Faser ab, so daß ein auf etwa 24 stündiges Liegen folgendes Spülen nur dazu dient, das überschüssige Alkali zu beseitigen. Die Chrombeize G.A. I (Chromchromat) wird in der Weise angewendet, daß man die Baumwolle durch Klotzen oder Einlegen während 12 bis 24 Stunden imprägniert und dann durch nahezu kochende Sodalösung passiert. Diese Beize hat vor der Koechlinschen den Vorzug, daß sie die Faser nicht angreift, keine Schrumpfung derselben bewirkt und daß sie ein angenehmeres Hantieren gestattet.

Im Zeugdruck werden die Chromverbindungen als Beizen lediglich im Kattundruck verwendet, und zwar ist es das Chromacetat, bereitet durch doppelte Umsetzung von Chromalaun und Bleizucker, oder besser und billiger durch Auflösen von Chromhydroxyd in Essigsäure, das als Lösung von 20° Bé den ausgedehnteren Gebrauch gefunden hat.


Literatur: Knecht, Rawson u. Löwenthal, Handbuch der Färberei, Berlin 1900/01; Ganswindt, Theorie und Praxis der modernen Färberei, Leipzig 1903; Lauber, Praktisches Handbuch des Zeugdrucks, Leipzig 1901/02.

R. Möhlau.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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