Kartierung

Kartierung

Kartierung, die Herstellung der Karte nach den Vermessungsergebnissen.

Sie beginnt mit der Konstruktion des Kartennetzes. Zur Zeichnung des Quadratnetzes einer geometrischen Karte wird ein rechtwinkliger Rahmen nach Diagonalen oder ein rechtwinkliges Achsenkreuz konstruiert, in welche die Teilungspunkte eingetragen werden. Zur Konstruktion der Netze verwendet man auch besondere Quadratnetzapparate. Ueber derartige Vorrichtungen s. Kartierungsinstrument und [1], Das Quadratnetz wird in seinen, scharfen Linien ausgezogen; es kann nach Maßstäben in den Längs-, Quer- und Diagonalrichtungen geprüft werden, und es muß innerhalb der Zeichnungsgenauigkeit von etwa ± 0,1 mm richtig sein. In diesem Kartennetze werden die Liniennetzpunkte durch die Schnitte ihrer Koordinatenlinien bestimmt. Dadurch wird das Netz der Messungslinien gewonnen, von dem aus die Austragung der einzelnen Messungspunkte nach den in den Handrissen und Feldbüchern aufgezeichneten Ergebnissen der Stückvermessung (s.d.) erfolgt. Hierzu dienen rechtwinklige Dreiecke, Zirkel und Abgreifmaßstab oder besser Zeichennadel und Anlegemaßstab oder für umfangreiche Kartierungen am zweckmäßigsten ein Kartierungsinstrument (s.d.). Sämtliche Punkte werden durch Zirkel- oder Nadelstiche scharf bezeichnet; diese dürfen beim Ausziehen der Linien mit Tusche nicht bedeckt werden. In den amtlichen Vermessungsanweisungen sind bestimmte Schriftarten sowie Kartenzeichen (Signaturen) vorgeschrieben, die den Gebrauch der Karten erleichtern; sie sollten auch für nichtamtliche Karten Verwendung finden. Für Preußen ist [2] maßgebend. Im allgemeinen werden die Messungslinien und die Signaturen für Messungspunkte in karminroter Farbe, die Grenzlinien sowie die Zeichen für die Grenzanlagen und die Linien und Zeichen für andre Gegenstände in schwarzer Tusche gezeichnet. Um ein Verziehen des Papiers zu verhüten und die Eintragung von Veränderungen in die Karte zu erleichtern, beschränkt man das Kolorit in der Regel auf die Wege, Gewässer und Gebäude, vermeidet aber auch hier die Kolorierung großer Flächen, wendet vielmehr bei diesen nur Farbenstreifen an. Die Bodenbenutzung wird durch Buchstaben, z.B. A für Acker, H für Holzung, W für Wiese, angegeben. Weiteres über die Zeichnung geometrischer Karten s. in der amtlichen Vermessungsanweisung für Preußen [3], in den im Art. Geodäsie genannten Lehrbüchern und in [4]. Ueber das Entwerfen der Kartennetze für topographische und geographische Karten s. Kartenprojektion; über die Ausführung topographischer Zeichnungen s. Topographie; ferner vgl. a. Bergzeichnung. Sollen Karten kleinen Maßstabes aus solchen größerer Maßstäbe, wie geographische Karten aus topographischen und diese aus geometrischen, hergestellt werden, so ist eine mathematische Reduktion auszuführen, z.B. mit dem Pantographen (s.d.) oder durch Photographie. Die Darstellung in einem kleineren Maßstäbe und der Zweck der neuen Karten bedingen dabei häufig eine Verallgemeinerung des Inhalts, also eine Verringerung der Gesamtheit der darzustellenden Einzelheiten sowie auch eine Aenderung der Signaturen, der Schrift und der Geländedarstellung.

Von großer Bedeutung, namentlich für geometrische Originalkarten, ist die Güte des Zeichenpapiers. Dieses ist infolge seiner hygroskopischen Eigenschaften einer gewissen Veränderlichkeit ausgesetzt, die für die Karten natürlich ungünstig ist und bei der Wahl der Papierart berücksichtigt werden muß. Umfangreiche Ermittlungen haben ergeben, daß die Büttenpapiere, besonders die sogenannten Whatmanpapiere englischer und deutscher Herstellung (J.W. Zanders, Bergisch-Gladbach), weniger veränderlich sind als die Rollenpapiere, obwohl diese im übrigen teilweise besser ausgestattet sind. Die Rollenpapiere verändern sich in den Längs- und Querrichtungen verschieden. Auch tritt die Verzerrung, welche in der Querrichtung etwa doppelt so groß werden kann wie in der Längsrichtung, bei Feuchtigkeitszu- und -abnahmen mit ungleichen Beträgen auf. Starke Aenderungen bis zu 1% sind bei solchen Karten beobachtet worden, die durch Druck auf nassem Wege vervielfältigt wurden. Große Stärke und Schwere des Papiers ist nicht günstig; schwächere Papiere haben ein gleichmäßigeres Verhalten gezeigt. Das Aufziehen auf Leinwand und Karton ist von Zweifelhaftem Erfolg. Dagegen kann eine genügende Unveränderlichkeit des Papiers dadurch erreicht werden, daß es einige Monate vor dem Gebrauche und auch später in einem Räume mit geringer, gleichmäßiger Feuchtigkeit und mittlerer, gleichmäßiger Temperatur in dünnen Lagen aufbewahrt wird. Karten, die sowohl im Zimmer als auch im Felde gebraucht, gerollt und verpackt werden, können recht erhebliche Aenderungen erleiden. S. hierzu [5]–[7]. Für die modernen, nach Zahlenmaterial gefertigten Karten ist die Papierveränderung zwar nicht von so großer Bedeutung wie für die Karten, die nach den älteren Messungsverfahren und der Meßtischmethode hergestellt sind. Immerhin sind eine sorgsame Auswahl und Behandlung des Papiers doch von großer Wichtigkeit mit Rücksicht auf die graphische Flächenberechnung, die Fortführung der Karten und die nicht ganz zu umgehende Punktherstellung mit Hilfe von Maßen, die aus der Karte ermittelt sind. Die unvermeidlichen Aenderungen werden bei exakten Karten nach dem Quadratnetze ermittelt und in Rechnung gebracht [7]–[9]. Das Quadratnetz soll die ganze Fläche eines Kartenblattes bedecken; es empfiehlt sich auch, in Pläne, die nicht nach Koordinaten gezeichnet werden, ein Quadratnetz einzutragen, wenn auch nur ein weitmaschiges. Die Größe der Zeichenblätter wird[395] verschieden gewählt; für geometrische Karten ist das sogenannte Großadlerformat von 1 : 2/3 m am gebräuchlichsten.


Literatur: [1] Artikel in Zeitschrift für Vermessungswesen, angegeben im Inhaltsverzeichnis für 1872–1904, S. 91–93, unter Kartennetze, Koordinatograph, Quadratnetzstecher, Quadrat- und Linienzeichner. – [2] Bestimmungen über die Anwendung gleichmäßiger Signaturen für topographische und geometrische Karten, Pläne und Risse, 4. Aufl., Berlin 1895. – [3] VIII. Anweisung für das Verfahren bei Erneuerung der Karten und Bücher des Grundsteuerkatasters, 3. Aufl., Berlin 1906. – [4] Doll, Anleitung zum Zeichnen und Ausarbeiten geometrischer Pläne und topographischer Karten, Karlsruhe 1867. – [5] Zeitschrift des Rhein.-Westf. Landmesservereins 1895, S. 221. – [6] Zeitschrift für Vermessungswesen 1881, S. 259. – [7] L'ingegneria civile, Turin 1893, Bd. XIX, S. 69. – [8] Zeitschrift für Vermessungswesen 1895, S. 161. – [9] Ebend. 1906, S. 113.

(† Reinhertz) Hillmer.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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