Gradierwerke

Gradierwerke

Gradierwerke dienen zur künstlichen Kühlung des aus dem Kondensator der Dampfmaschine kommenden Wassers und werden in jenen Fällen angewendet, in welchen die zur Kondensation erforderlichen großen Kaltwassermengen anders nicht beschafft werden können.

Das warme Wasser, das sich im Kondensator bildet und aus demselben zu entfernen ist, wird auf die höchste Stelle des Gradierwerks gehoben, dort zerteilt und in Form eines Regens rieselnd über Lattenroste oder Reisiglagen abgelassen, wobei es seine Wärme an die Luft abgibt. Bei dieser Prozedur verdunstet zwar ein Teil des Wassers; in der Regel entsteht aber in dem Abdämpfe, der dem Kondensator zuströmt, genügender Ersatz, so daß beim praktischen Betriebe weder Wasser zugegeben noch nachgelassen werden muß. Um die Wirksamkeit zu erhöhen, kann durch Ventilatoren ein verstärkter Luftzug bewirkt werden. Man unterscheidet deshalb Gradierwerke mit natürlichem Luftzug und solche mit künstlichem Luftzug.

Für natürlichen Luftzug werden Gradierwerke von 8–10 m Höhe, 10 und mehr Meter Länge, aber höchstens 1,5–2 m Breite angewendet, um ein leichtes Durchströmen der Luft zu ermöglichen. Fig. 1 stellt ein solches dar, entsprechend der Konstruktion von Klein, Schanzlin & Becker in Frankenthal (Pfalz). Das warme Wasser rieselt langsam über Latten in ca. 9 cm Distanz im geschlossenen Schacht abwärts einem aufzeigenden Luftstrom entgegen und sammelt sich in dem Kaltwasserbehälter, aus dem es für den Kondensator wieder entnommen wird. Bei der Aufstellung ist die Breitseite tunlichst gegen die Richtung der meistens vorherrschenden Windrichtung zu stellen. Bei turmförmigen Gradierwerken von quadratischer Grundfläche ist die Aufstellung gleichgültig; indessen soll das Gradierwerk stets möglichst frei stehen, damit die Luftbewegung nicht durch davor liegende Gebäude und Schornsteine beeinträchtigt wird. Zuweilen werden dieselben auch auf Dächern aufgestellt. An Raumbedarf rechnet man für je 10° Abkühlung und jede indizierte Pferdestärke 0,1 qm Grundfläche, so daß z.B. ein Gradierwerk für eine l00 pferdige Maschine und 35° Abkühlung eine Grundfläche F = 0,1 ∙ 100 ∙ 3,5 = 35 qm erhalten müßte.

Bei künstlichem Luftzug ist der Raumbedarf wesentlich kleiner, indem hierbei für eine indizierte Pferdekraft nur 0,035 qm Grundfläche erforderlich werden. In Fig. 2 ist eine derartige Anlage der vorgenannten Firma dargestellt, in welcher der Luftstrom durch einen Ventilator oder mehrere erzeugt wird. Der Kraftbedarf des Ventilators beträgt etwa (einschließlich der Arbeit zur Hebung des Wassers) 4–6% der indizierten Maschinenleistung. In der Regel gelangen Schraubenventilatoren zur Anwendung. Ueber die Theorie derselben s. Rückkühlanlagen.

Ausgeführt werden Gradierwerke von Klein, Schanzlin & Becker in Frankenthal, Balcke & Cie. in Bochum, der Aktiengesellschaft für Holzindustrie in Kaiserslautern Unzinger & Cie., Gebrüder Körting A.-G., Körtingsdorf bei Hannover, Wilhelmshütte in Eulau bei Sprottau in Schießen u.a.


Literatur: Inhaltsverzeichnis der Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1884–93, Artikel »Kondensation«.

v. Ihering.

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Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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