Fassadenziegel

Fassadenziegel

Fassadenziegel. Früher verwendete man zur Verkleidung der äußeren Mauern, also der sichtbaren Flächen, gewöhnliche Mauersteine, und zwar suchte man aus denselben diejenigen heraus, welche die regelmäßigsten Formen und gleichmäßigste Farbe zeigten; für gewöhnliche Bauten geschieht dies auch noch jetzt. Neuerdings werden aber für bessere Bauten besonders hergestellte Fassadenziegel benutzt, von denen man zweierlei Arten unterscheidet: solche von rechteckiger Form zur Verkleidung der ebenen Flächen und solche besonderer Form zur Herstellung von Gesimsen, Tür- und Fensterfachen u.s.w. (letztere s. unter Formziegel). Form und Größe der Fassadenziegel für ebene Flächen ist teils dieselbe wie bei gewöhnlichen Mauersteinen (s. Backsteine), teils etwas abweichend. Letzteres ist dadurch veranlaßt, daß solche Tone, aus denen sich farbenprächtige Ziegel, die völlig wetterbeständig sind, herstellen lassen, nur an verhältnismäßig wenigen Stellen vorkommen, die meist weit von den Verbrauchsstellen entfernt sind, so z.B. in Niederschlesien, Sachsen, dem Westerwald u.s.w.

Um Fracht zu sparen und die Fabrikation zu erleichtern, stellte A. Augustin in Lauban, der als der Begründer der deutschen Verblendsteinfabrikation zu bezeichnen ist, diese Fassadenziegel (Verblendsteine) als Hohlläufer her. Die älteste Form derselben zeigt Fig. 1. Die Steine waren so lang und breit wie die gewöhnlichen Hintermauerungsziegel; nur hatten die Läufer a zwei Langlochkanäle und die Binder b vier Querlochkanäle; an den Ecken wurden entweder Vollsteine verwendet oder man benutzte Ziegel, die in der Richtung von oben nach unten gelocht waren. Da diese Ziegel im Gewicht nicht wesentlich von den Vollsteinen abwichen, so suchte man sie noch leichter zu machen; A. Augustin erreichte dies dadurch, daß er in der Fassade nur Köpfe zur Erscheinung brachte, von denen die eine Schicht (Fig. 2) durch halbe a, a, die andre durch Viertelsteine b, b gebildet wurde. Um einen guten Verband mit der Hintermauerung zu erhalten, ist es erforderlich, daß hinter jedem Viertelstein b zunächst ein Dreiviertelhintermauerungsziegel c verlegt wird, wie dies in Fig. 2 mit zur Darstellung gebracht ist. Diese besseren Fassadenziegel erhalten laut Vereinbarung zwischen dem Architektenverein Berlin und dem Deutschen Verein für Fabrikation von Ziegeln, Tonwaren u.s.w. folgende Dimensionen: der 4/4-Stein: 252 · 122 · 69 mm, die 3/4–, 2/4- und 1/4-Steine entsprechend kleiner, wobei angenommen ist, daß die Fugen bei den Fassadensteinen nur 8 mm stark werden, während die Fugen der Hintermauerung 10 mm stark sind. – Außer diesen nur eine[648] Ziegelschicht hohen Fassadenziegeln werden in neuester Zeit auch zwei oder mehrere Ziegelschichten hohe Steine angewendet; ihre Breite in der Ansichtsfläche ist auch dementsprechend größer, so daß sie den sogenannten Moëllons gleichen. Diese mehrere Ziegelschichten hohen Fassadenziegel sind dreierlei Art; 1. werden dieselben in rechteckiger Form ähnlich den gewöhnlichen Ziegelsteinen, nur in größeren Dimensionen angeordnet, wie Fig. 3 und 4 in Ansicht und Schnitt zeigen, wobei die Steine als Langlochsteine oder, wie in den Figuren angegeben, als Querlochsteine gefertigt werden können. 2. Werden dieselben so hergestellt, daß jeder Stein gleichzeitig Binder und Läufer ist, wie in Fig. 5 und 6 angegeben, wobei jeder Stein einen hakenförmigen Ansatz erhält, mit dem er in die Hintermauerung eingreift; diese Steine sind fast immer Langlochsteine. 3. Werden diese Fassadenziegel als hinten offene Blöcke geformt, ähnlich den Ofenkacheln, wobei die Hohlräume ausgemauert werden. Um Material zu sparen wird dann auch häufig jede zweite Schicht nur als flache Platte, die mit Vorsprüngen hinter die Falze der darunter oder darüber greifenden Schicht fassen, angeordnet, wie in Fig. 7 dargestellt, welche die Fassadenziegelverkleidung an dem von Alfred Waterhouse 1873–79 erbauten Naturgeschichtlichen Museum zu South Kensington in London zeigt.


Literatur: [1] Notizbl. d. Ziegler- u. Kalkbrennervereins 1886, Heft 2. – [2] Hittenkofer, W., Der Fassadenbau, II. Teil, C. Verblendblau, bearbeitet von A. Sachse, Strelitz i. M. 1894. – [3] Deutsche Töpfer- u. Zieglerztg. 1894, Nr. 42. – [4] Ebend. 1898, Nr. 85. – [5] Keramische Monatshefte 1903, Heft 5, 7 und 9.

Dümmler.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 5., Fig. 6.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 5., Fig. 6.
Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 7.
Fig. 7.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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