Bodenarten

Bodenarten

Bodenarten unterscheidet man im Erdbau nach der Schwierigkeit, die ihre Gewinnung, d.h. ihre Lösung und Ladung verursacht, so daß entweder die zur Gewinnung notwendige Arbeitszeit oder die dazu erforderlichen Werkzeuge für die Klasseneinteilung zugrunde gelegt werden. In Frankreich und Baden geschieht das erstere.

Man nannte dort die Erde 1-, 2-, 3- und n-männig, je nachdem sie unmittelbar weggeschaufelt werden kann oder noch weitere 1, 2, 3 und n – 1 Arbeiter zum Lösen notwendig sind, um einen schaufelnden Arbeiter zu beschäftigen. Die »Männigkeit« der Erde kann also dadurch festgestellt werden, daß man die Zeit bestimmt, in der ein Arbeiter eine gewisse Menge der betreffenden Erdart, z.B. 1 cbm, zu lösen imstande ist. Beobachtet man ferner die Zeit, in der derselbe Arbeiter die vorhin von ihm gelöste Erde fortschaufeln kann, so ergibt der Quotient aus der gesamten Arbeitszeit, geteilt durch die zum Fortschaufeln erforderliche Zeit, die Männigkeit der Erde. Beträgt die Zeit des Lösens z.B. 4 Stunden, die Zeit des Wegschaufelns 2 Stunden, so ist die Erde eine 4 + 2 : 2 = 3-männige. Kann ferner ein Arbeiter von einer Bodenart, die nicht gelöst zu werden braucht, 10 cbm im Tage fortschaufeln, so beträgt der Einheitspreis für 1 cbm Erde 1/10 Tagelohn, für einen 2-männigen Boden das Doppelte u.s.w. Weil aber nicht jeder Arbeiter dieselbe Leistungsfähigkeit aufweist, so ist die Klasseneinteilung der Bodenarten[101] nach den zur Lösung erforderlichen Geräten, wie sie z.B. in Bayern üblich ist und wie sie auch G. Meyer in [1] und Barkhausen in [2] annehmen, eine zuverlässigere. Ersterer stellt lieben Bodenklassen auf. Zur ersten Klasse gehören diejenigen Materialien, die nicht gelöst zu werden brauchen, sondern sich einfach fortschaufeln lassen, wie trockener Sand, loser Kies, Gerölle u.s.w. Die Arbeit geschieht mit gewöhnlichen Schaufeln und Spaten. Die zweite Klasse umfaßt Materialien, die sich noch mit dem Spaten stechen lassen (Stichboden), wie Gartenerde, Torfmoor, sandiger Ton, Klaiboden. Bisweilen kann man bei den dichteren Bodenarten dieser Klasse durch Herstellung steiler Abtragswände von 3–4 m die oberen Lagen durch »Abkeilen« lösen, indem parallel zur Kante der Abtragswand, in Entfernungen von 1–1,5 m, mit Eisen beschlagene Keile eingetrieben werden, die ein Abspalten und Abstürzen der Bodenmasse bewirken, jedoch ist hierbei Vorsicht für die Arbeiter geboten, damit Unglücksfälle durch zufälliges Abstürzen der Massen vermieden werden. Zur dritten Klasse gehören diejenigen Bodenarten, die einer besonderen Auflockerung bedürfen, bevor sie geschaufelt werden können. Es sind dies die zähen Tonarten, Mergel, mit losen Steinen durchsetzter Boden und grober Kies. Ein »Abkeilen« ist hier nur bei den Mergelarten möglich, fester Ton muß mit der Breithacke oder Breithaue (s.d.) gelöst und mit der Schaufel verladen werden, da bei den zähen Massen nur selten eine Spaltung hervorzubringen ist. In manchen Fällen können Sprengungen mit Pulver von Nutzen sein. Die vierte Klasse bildet den Uebergang zu den festen Felsen, es sind dies Trümmergesteine, verwitterte Felsen, weiche Sandsteine in dünnen Lagen, schieferige Gesteine u.s.w., die mit der Spitzhacke oder Einspitze (s.d.), dem Kreuzpickel (s.d.), der Keilhaue (s.d.) und der Brechstange (s.d.) gelöst werden. Sind die Spalten mit dichten Erdarten ausgefüllt, so kann auch hier Pulversprengung mit Vorteil verwendet werden. Die fünfte, sechste und siebte Klasse bilden die Felsarten, und zwar gehören zur fünften Klasse die in Schichten von nicht zu großer Mächtigkeit gelagerten Sedimentgesteine, die noch mit der Spitzhacke, dem Brecheisen und durch Unterteilung der Lager gelöst werden können, wie dies vielfach in Steinbrüchen geschieht und das Schroten genannt wird. Die sechste Klasse umfaßt Felsen in geschlossenen, mächtigen Bänken, die mit Pulver oder Dynamit gesprengt werden müssen, während zur siebten Klasse die sehr festen, schwer schießbaren Eruptivgesteine, wie Granit, Gneis, Quarz, Syenit und Porphyr gehören. An Geräten bedarf es bei den drei letzten Klassen noch der Bohrer, Krätzer oder Raumlöffel und der Sprengmittel; s.a. Bodengewinnung, Bodenlösung und Bohrarbeit und Sprengtechnik.


Literatur: [1] Handb. d. Ing.-Wiss., Leipzig 1897, Bd. 1, 2. Abt., 3. Kap., S. 25 (neue Auflage in Vorbereitung). – [2] Handb. d. Bauk., Berlin 1892, 3. Abt., 4. Heft, S. 28.

L. v. Willmann.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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