Schiffskreisel

Schiffskreisel

Schiffskreisel von O. Schlick in Hamburg (vgl. Kreisel, Bd. 5, S. 689) bezweckt, die Rollbewegungen des Schiffes im Seegang zu mildern; vgl. Schiffsschwingungen.

Der erste Schiffskreisel wurde von Schlick 1906 auf dem Dampfer »Seebär«, einem früheren Torpedoboot von 57 t Deplacement, eingebaut. Das Kreiselrad von 502 kg Gewicht ist durch Anfügung von Schaufelkränzen am Umfang als Dampfturbine ausgebildet und mit seiner vertikalen Achse in einem gußeisernen Gehäuse gelagert und dampfdicht eingeschlossen. Das Gehäuse übernimmt die Funktionen des Kreiselrahmens. Zu diesem Zweck sind an demselben hohle Schwingezapfen angebracht, die auf Kugellagern ruhen und zugleich zur Dampfzuleitung und -ableitung dienen. Die Lagerung des Gehäuses im Schiff zeigt die Figur. Die beiden Bremsen, eine Flüssigkeits- und eine Bandbremse, sind auf Backbord gelagert und können von Deck aus eingestellt werden. Bei einem im Hafen vorgenommenen Versuch erreichte bei feststehendem Kreisel das in Schwingungen versetzte Boot erst nach 20–25 halben Schwingungen einen Ausschlagwinkel von einem halben Grad, während bei rotierendem Kreisel dieser Ausschlagwinkel schon nach vier halben Schwingungen sich ergab. Auch im Seegang verhielt sich das Boot unter dem Einfluß des Kreisels vorzüglich. Während bei feststehendem Kreisel Neigungswinkel von 15° beobachtet wurden, waren die Schlingerbewegungen bei rotierendem Kreisel fast verschwindend. Die seitlich heranrollenden Wellen schienen unter dem Boot zu verschwinden und dieses senkte und hob sich dabei nur wenig und sanft. Neuerdings ist der Dampfer »Sylvana« mit einem Schiffskreisel mit Erfolg ausgerüstet worden.


Literatur: [1] Schlick, Der gyroskopische Einfluß rotierender Schwungräder an Bord von Schiffen, Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1906, S. 1466. – [2] Ders., Versuche mit dem Schiffskreisel, ebend. 1906, S. 1929. – [3] Föppl, Die Theorie des Schlickschen Schiffskreisels, ebend. 1904, S. 478.

T. Schwarz.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schiffskreisel — (gyroskopische Schlingerbremse), eine von O. Schlick angegebene Vorrichtung, welche die Schlingerbewegungen der Schiffe mäßigen soll. In dem Versuchsboot von 60 Ton. Gewicht lagert ein 480 kg schwerer Kreisel in Cardanischer Aufhängung so, daß… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schiffskreisel — Schiffskreisel, gyroskopische Schlingerbremse, Vorrichtung zur Dämpfung der Schlingerbewegung von Seedampfern, besteht im wesentlichen aus einem, um eine vertikale Achse rasch rotierenden Schwungrad; von E. O. Schlick (s.d.) erfunden …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Schiffskreisel — Schiffskreisel,   Schlingerkreisel, Schlingerdämpfung. * * * Schịffs|krei|sel, der: in ein Schiff eingebautes schweres Schwungrad zum Dämpfen von Schlingerbewegungen …   Universal-Lexikon

  • Schiffskreisel — ↑Gyrostat …   Das große Fremdwörterbuch

  • Ernst Otto Schlick — (* 16. Juni 1840 in Grimma; † 10. April 1913 in Hamburg) war ein deutscher Schiffbauingenieur. Seiner frühen technischen Begabung folgend wollte Schlick Schiffbauingenier werden und studierte ab 1858 an der Technischen Hochschule Dresden. 1869… …   Deutsch Wikipedia

  • Otto Schlick — Ernst Otto Schlick (* 16. Juni 1840 in Grimma; † 10. April 1913 in Hamburg) war ein deutscher Schiffbauingenieur. Seiner frühen technischen Begabung folgend wollte Schlick Schiffbauingenier werden und studierte ab 1858 an der Technischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Schiffsstabilisator — Als Schiffsstabilisatoren bezeichnet man Systeme, mit deren Hilfe das Schwanken eines Schiffes in Wind und Seegang verhindert oder zumindest deutlich verringert werden kann. Die Wirkung konzentriert sich vor allem auf den Ausgleich der als Rollen …   Deutsch Wikipedia

  • Kreisel [1] — Kreisel. Jeder rotierende Körper und jeder rotierende Teil eines Körpersystems zeigt ein eigentümliches Beharrungsvermögen und reagiert auf äußere Störungen vielfach in überraschender Weise. Bedingung hierfür ist, daß der Körper sich nach allen… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Schlick [3] — Schlick, Otto, Ingenieur, geb. 16. Juni 1840 in Grimma, besuchte das Polytechnikum in Dresden, war seit 1869 als Leiter großer Schiffswerften in Dresden, Budapest und Fiume tätig, übernahm 1875 die Leitung der jetzigen Germaniawerft in Kiel und… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schlingerbremse, gyroskopische — Schlingerbremse, gyroskopische, s. Schiffskreisel …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”