Pochwerk

Pochwerk

Pochwerk, eine Zerkleinerungsmaschine in der bergmännischen Aufbereitung und in der Industrie zur Zerkleinerung von Stücken von etwa 50 mm Durchmesser auf 2 mm und noch seiner benutzt (s.a. Aufschließen, Bd. 1, S. 364). Wird durch das Pochen grobes Korn (2 mm oder mehr Durchmesser) erzeugt, so nennt man die Arbeit röschpochen; wird feineres Korn (unter 0,5 mm) hergestellt, so sagt man zähpochen; wird die Arbeit fortgesetzt, bis so seines Mehl entsteht, daß die einzelnen Körnchen zwischen den Fingern nicht mehr[162] gefühlt werden, so spricht man von totpochen. Die Zerkleinerung erfolgt dadurch, daß der schwere Pochschuh mit ebener Bahn wiederholt auf eine bestimmte Höhe gehoben wird und dann auf das Gut, welches auf einer harten Unterlage, der Pochsohle, ausgebreitet ist, niederfällt.

Pochschuh und Pochsohle fertigt man in neuerer Zeit immer aus Hartguß oder Gußstahl. Vollzieht man die Zerkleinerung, wie z.B.: bei fertig aufbereiteten Erzen, die zur Schmelzhütte geliefert werden sollen, trocken, so nennt man die Pocharbeit Trockenpochen im Gegensatz zum Naßpochen, das unter beständigem Wasserzufluß stattfindet. Das hierbei entstehende Gemenge von Wasser und Erzmehl heißt Pochtrübe. Gewöhnlich sind die Pochschuhe zur senkrechten Führung in einem Gerüste (Pochstuhl) an einer starken Stange, dem Schaft, befestigt, an dem auch die bewegende Kraft angreift; die Verbindung von Pochschuh und Schaft heißt Pochstempel, auch Pochschusser; derart gebaute Pochwerke heißen Stempelpochwerke. Veraltet sind die nach Art der früheren Schwanzhämmer eingerichteten Hammerpochwerke. Man unterscheidet vier verschiedene Arten von Stempelpochwerken: bei den alterten [1] wog der Holzbau vor; Stempelschäfte und Pochschuhe hatten rechteckigen Querschnitt und fielen nach dem Anheben stets in der gleichen Stellung nieder. Die kalifornischen Pochwerke (s. Fig. 1 und 2) sind vorwiegend in Eisen gebaut, Pochschuhe und Schäfte haben kreisrunden Querschnitt und werden beim jedesmaligen Anheben etwas gedreht, wodurch der Kraftverbrauch geringer und die Abnutzung der Pochschuhe gleichmäßiger ist. Das pneumatische Pochwerk [2] wird seltener (in England und Nordamerika) angewendet. Die Stempelschäfte sind als Zylinder gearbeitet, in denen sich ein Kolben bewegt; an die Kolbenstange setzt eine Lenkstange an und diese wird von einer gekröpften Welle abwechselnd gehoben und niederbewegt. Die Zylinder mit den Pochschuhen folgen dieser Bewegung, da sich beim Aufgang die Luft über dem Kolben, beim Niedergange unter demselben verdichtet. Bei den genannten Pochwerken werden mehrere Stempel zu einem Pochsatze vereinigt und auch mehrere Sätze zusammengebaut. – Abweichend hiervon ist bei den Dampfpochwerken [2] immer nur ein Stempel vorhanden, doch ist dessen Gewicht und Leistungsfähigkeit sehr hoch. Das Gewicht des Pochstempels beträgt nämlich bis 2350 kg, die Antriebsmaschine entwickelt 30 PS. und die tägliche Leistung erreicht bis über 300 t Rohmaterial. Bekannt ist ihre Anwendung beim Kupferbergbau am Oberen See in Nordamerika. Der Bau entspricht demjenigen unsrer Dampfhämmer.

Fig. 1 und 2 zeigen das zurzeit am häufigsten angewendete kalifornische Pochwerk, und zwar als Naßpochwerk gebaut. Auf dem gußeisernen Rahmen L stehen die Pochwerksäulen S, die mit den Streben s und den beiden Führungen f den Pochstuhl bilden. Dieser bietet Raum für zwei Sätze von je fünf Stempeln; letztere bestehen aus dem Pochschuh P, dem Pochkopfe p und dem Schafte St. Der Pochkopf hat den Zweck, das Gewicht zu vergrößern und ein mittleres Schlaggewicht zu erzeugen, wenn der Pochschuh abgeführt ist. Die Heblinge H sind so an den Schäften befestigt, daß sie entsprechend der Abnutzung der Pochschuhe verstellt werden können. Die Däumlinge D, welche auf der mittels Riemenscheibe und Vorgelege Z, Z1 in Umdrehung versetzten Welle W sitzen, greifen seitlich unter die Heblinge und drehen daher die Stempel bei jedem Hub; die Däumlinge sind so angeordnet, daß die Stempel in bestimmter[163] Reihenfolge niederfallen. Zuerst fällt der mittlere Stempel (Unterschurer), dann fallen nacheinander seine unmittelbaren Nachbarn und zuletzt die beiden äußersten Stempel. Die Umdrehungszahl der Welle beträgt etwa 30 und die Hubzahl jedes Stempels etwa 60 in der Minute, das Stempelgewicht schwankt zwischen 150 und 500 kg, die Fallhöhe zwischen 100 und 300 mm. Als Unterlage für das Pochen dient die Pochsohle l, die hier zur Milderung der Erschütterungen auf Holzklötzen k verlagert ist; durch eine Vorderwand v, in die ein Sieb a eingebaut m, und eine Hinterwand h wird der Pochtrog (die Lade) gebildet. Er nimmt das beständig zufließende, zum Naßpochen erforderliche Wasser (Ladenwasser) auf. Rückwärts bei E wird das zu zerkleinernde Korn eingetragen und auf der Vorderseite durch das Sieb zerkleinert mit etwas Wasser in Form von Trübe ausgetragen. Damit sich das Sieb nicht verlegt, ist eine Wand A vorgesetzt; der Wasserstand ist hierdurch auf beiden Seiten des Siebes angenähert gleich hoch, und durch die Bewegung der Pochstempel findet ein Hinundherfließen des Wassers durch das Sieb statt, es verstopft sich daher nicht. Der Abfluß der Pochtrübe wird durch die Weite der Abflußrohre r geregelt. Diese Anordnung nennt man den gestauten Siebsatz; beim Schubersatze (s. Fig. 3) tritt die Pochtrübe durch einen Spalt in der Vorderwand des Pochtroges v aus und steigt dann zwischen dieser und einer dicht davorgesetzten Wand A in die Höhe, um über diese abzufließen. Die Geschwindigkeit des aufsteigenden Wasserstromes regelt dabei die Größe des ausgetragenen Kornes. Zu große Körnchen fallen wieder in den Pochtrog zurück. Falls sich der Spalt versetzen sollte, kann der obere Teil der Vorderwand (der Schieber oder Schuber) leicht herausgehoben werden.

Das Eintragen des Pochgutes wird gewöhnlich nach Bedarf selbsttätig geregelt (die Darstellung der hierzu gehörigen Teile ist in den Figuren fortgelassen). Hinter dem Pochwerke (rechts in Fig. 2) ist ein Vorratsbehälter, die Pochrolle, aufgestellt; der Boden desselben ist nach dem Pochwerke hin so stark geneigt, daß die darin enthaltenen Massen gerade langsam aus einstellbaren Oeffnungen herausrollen würden. Unter diesen finden wenig geneigte, etwas kippbar verlagerte Gerinne Platz; in ihnen flaut sich das Gut, es wird dadurch das weitere Nachrollen aus der Pochrolle geregelt, sie münden über dem Eintrage E. Sobald sich nun unter dem Mittelstempel kein Gut mehr befindet, fällt dieser bis in seine tiefste Lage nieder und schlägt dabei mit einem über dem Heblinge angebrachten Ansatze auf eine Stange, welche auf dem Gerinne steht. Dadurch wird dieses erschüttert, kippt etwas und einige Stücke des Gutes fallen in den Poch trog. Das Eintragen erfolgte früher, wie heute noch bei den Trockenpochwerken, mit der Hand, man nannte es Unterschuren; hiervon heißt der Mittelstempel auch Unterschurer.

Die Trockenpochwerke sind bis auf den Pochtrog ebenso eingerichtet; hier wird das Gut mit der Schaufel auf die Pochsohle unter die Stempel gebracht, an der Rückseite befindet sich eine niedrige Wand, die das Gut zusammenhält. Dieses wird mit der Schaufel wieder entfernt und durch ein Sieb geworfen, worauf die Grobe weiter gepocht wird.

Beim Verpochen von Erzen, welche gediegenes Gold (Freigold) führen, werden in den Pochtrog amalgamierte Kupferplatten eingesetzt, die den größten Teil des Goldes aufnehmen. Das Goldamalgam wird von Zeit zu Zeit von den Platten abgekratzt und es werden die Platten dann frisch amalgamiert (vgl. Bd. 1, S. 349) [3].


Literatur: [1] Gätzschmann, M.F., Die Aufbereitung, Leipzig 1864, Bd. 1, S. 152. – [2] Althaus, Die Entwicklung der mechanischen Aufbereitung in den letzten hundert Jahren, Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preußischen Staate 1878, S. 143. – [3] Schulz, W., »Glückauf« 1894, S. 318.

Treptow.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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