Gußasphalt

Gußasphalt

Gußasphalt. Die Gebilde der Asphalttechnik sind vorzugsweise Decken von verhältnismäßig geringer Stärke auf fester Unterlage. Sie werden für Straßenbauzwecke sowie als Isolierschichten oder Abdeckungen u. dergl. zusammenhängend oder aus Platten zusammengesetzt hergestellt. Erfolgt die Herstellung durch Ausgießen geschmolzener Asphaltmassen, so belegt man die erstarrte Asphaltdecke mit dem Namen Gußasphalt, versteht darunter aber auch die Masse im vorherigen geschmolzenen Zustand. Daneben wird nach der Art der Herstellung der Decke noch Stampf- und Preßasphalt unterschieden.

Die Materialien für Gußasphalt sind Asphaltmastix (s.d.) und Asphaltgoudron (s.d.), bei Gußasphalt für Geh- und Fußwege tritt noch Kies oder unter Umständen Sand hinzu. – Die Herstellungsarbeit des Gußasphalts umfaßt das Einschmelzen, Ausgießen und Verarbeiten der Masse zu einer zusammenhängenden Decke, unter Umständen zu Platten. Das Einschmelzen erfolgt in einem offenen, mit losem Deckel versehenen Kessel, der in einen zylindrischen, mit Rost und Rauchrohr ausgestatteten Ofen eingehängt wird. Der vorher in Stücke von etwa 8 cm Dicke zerschlagene Asphaltmastix sowohl als der Goudron wird nicht auf einmal, sondern nach bestimmten Erfahrungsregeln [1] in einzelnen Gaben so eingefüllt, daß ein völlig gleichmäßiges Schmelzen und eine gleichmäßige Mischung mit bestimmtem Bitumengehalt erzielt wird. Die Schmelztemperatur soll nicht weniger als 150° C. und nicht mehr als 170° C. betragen, um einerseits völliges Schmelzen bis zu einem bestimmten Flüssigkeitsgrad zu gewährleisten, anderseits ein Verbrennen und Verdampfen des Bitumens zu verhüten. Man zieht deshalb auch solche Brennmaterialien vor, die eine weniger intensive Hitze geben und ein sicheres Regulieren derselben gestatten.

Im Straßenbau wird die Gußasphaltdecke gegenwärtig fast ausschließlich für Gehwege benutzt, für Fahrwege nur ausnahmsweise angewendet. Für solche Zwecke des Straßenbaues erhält die Masse Kies- oder Sandzusatz; in Deutschland fast ausschließlich den ersteren, anderwärts läßt man feineres Material, selbst Sand, zu. Bei Isolierungsschichten und Abdeckungen, die nicht betreten werden, unterbleibt ein derartiger Zusatz. Der Kies, am besten Quarzkies, soll frei von lehmigen und staubigen Teilen sein und eine Korngröße von höchstens 7 mm größtem Durchmesser besitzen. Auch das Einmischen dieses vorher erwärmten und getrockneten Kiesmaterials in das geschmolzene Mastix- und Goudrongemenge geschieht in einzelnen Gaben nach bestimmten Erfahrungsregeln [1], um gleichmäßige Kiesverteilung und vollständige Umhüllung aller Kieskörner zu erzielen. Schließlich wird der Bitumengehalt nach Maßgabe gewisser, durch praktische Erfahrung gegebenen Kennzeichen [1] durch Zugabe eines Goudronrestes geregelt, die Masse vor dem Ausschöpfen auf die richtige Temperatur gebracht und durch Regeln[688] des Feuers darauf erhalten. Das Mischungsverhältnis von Asphaltmastix, Goudron und Kies richtet sich teils nach dem mit den Bezugsquellen wechselnden Gehalt des Mastix an Bitumen, teils nach den klimatischen Verhältnissen der Gegend, in der die Asphaltierung stattfindet. Es muß sowohl dem Erweichen im Sommer, das mit dem relativen Bitumengehalt zunimmt, als auch dem Springen im Winter infolge zu großer Sprödigkeit bezw. zu geringen Bitumengehaltes entgegengearbeitet werden. Dem mitteleuropäischen Klima entspricht etwa eine Mischung [1] von 1500–1600 kg Mastix + 700–800 kg Kies + 100 kg Goudron, was 1 cbm Asphaltgußmasse ergibt. Die frühere Rheinische Eisenbahn schrieb vor, daß der Goudronzusatz im allgemeinen möglichst gering bemessen und etwa drei Prozent der Asphaltmasse betragen soll. Für Fußbodenbeläge sollte die mit Goudron versetzte Asphaltmasse einen Zusatz von höchstens 33% Kies erhalten. Es ist eine gewisse Erfahrung nötig, um in allen Fällen das richtige Verhältnis zu treffen. Die fertige Gußasphaltmasse wird aus den Kesseln, die unter gewöhnlichen Verhältnissen möglichst in der Nähe des Verwendungsortes aufgeteilt werden, mittels besonderer Schöpfgefäße entnommen und auf die Unterlage (meistens ein abgeglichenes Betonbett) ausgeleert. Ueber die weitere Behandlung der Masse zwecks Bildung der Decke s. Straßenbau.

Die Gußasphaltmasse kann auch in großen Betrieben fabrikmäßig, mit mechanischem Rührwerk u.s.w. hergestellt werden. Das bedingt für den Transport der geschmolzenen Masse zu den Verwendungsstellen besonders ausgebildete Wagen, mit geeigneten Heiz- und Rührvorrichtungen versehen, um ein Erkalten der Masse und Absetzen der schwereren Teile auf dem Transport zu verhindern. Solche Anlagen sind aber sowohl für Neubauten als auch Reparaturen nur bei großem Bedarf ökonomisch.


Literatur: [1] Dietrich, Die Asphaltstraßen, Berlin 1882, und die unter Asphaltgoudron, Asphaltmastix und Asphaltstein angegebenen Werke.

Bräuler.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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