Goldleisten

Goldleisten

Goldleisten (Goldrahmen), Leisten aus trockenem, astfreiem vergoldeten Holz, meist profiliert, in bestimmten Längen maschinell hergestellt.

Nachdem das Holz durch Hobeln oder auf Fräsmaschinen das gewünschte Profil erhalten hat, wird es von dem Grundierer zunächst auf der profilierten Seite mit einer heißen Leimlösung getränkt; sodann wird ein dünnschlüpfriges Gemisch aus Leim und Schlemmkreide (Grund) wiederholt unter Anwendung eines Profileisens aufgestrichen. Bei der zweiten und dritten Wiederholung werden dickere Schichten aufgetragen, doch stets erst nachdem die vorhergegangene getrocknet ist. Sollen Stellen glänzend vergoldet werden, so ist noch eine vierte Schicht Grund notwendig. Nach dem vollständigen Trocknen Hellt man die Schärfen des Profils wieder her, indem man die Leiste durch ein Zieheisen von ovaler oder rechteckiger Gestalt zieht. Sodann schleift man die Leiste mit nassem Bimsstein, reibt sie nach abermaligem Austrocknen mit Sandpapier ab und überzieht den Grund mehrmals mit dem Polierstoff; letzterer besteht aus 8 Teilen rotem Bolus, 1 Teil Blutstein und 1 Teil Reißblei, die einzeln mit Wasser feingerieben, dann unter Beimengung von etwas Baumöl wieder zerrieben und mit klarer Pergamentleimlösung vermischt werden. Nach abermaligem Trocknen der Leiste wird auf einem Lederkissen (Vergolderkissen) ein Blatt geschlagenen Goldes durch Blasen ausgebreitet, mit einem Messer in passende Teile zerschnitten, mit dem »Anschießer« vom Kissen abgenommen und auf die Leiste aufgetragen, nachdem die zu belegende Stelle vorher mit 20–25 gradigem Alkohol mittels eines Pinsels befeuchtet worden ist. Ist der Alkohol getrocknet, so wird die vergoldete Fläche durch Reiben mit einem Achatstein poliert. Matte Stellen erzeugt man durch Abschleifen des Polierstoffes mit Sandpapier, überzieht sodann die abgeschliffenen Stellen mit einer Schellacklösung, hierauf mit Anlegeöl. Auf diesen noch schwach klebrigen Grund wird das Gold aufgetragen und der Ueberschuß mit einem weichen Pinsel entfernt. Die aus so hergerichteten Leisten zusammengesetzten Rahmen heißen Echtgoldrahmen.

Wird Blattsilber zur Herstellung der Rahmen in der beschriebenen Weise verwendet, so heißen sie Waschgoldrahmen. Diese erhalten an den Glanzstellen Ueberzüge einer Lösung von Schellack in Spiritus, mit Sandel und Curcuma gefärbt. Dadurch erhält das Silber ein goldähnliches Aussehen. Zum Färben der matten Stellen setzt man einer Schellacklösung Kreide, Karmin und Gummigutt zu. Diese Lösung kann fertig bezogen werden (s. Goldlack). Zu Barockarbeiten werden Verzierungen aus einer Mischung von Leim, Kreide und Terpentin, heute meist aus Papiermaché besonders geformt, gepreßt und auf den glatten Seiten durch Leim und Nägel befestigt.

Durch Auflegen von Gaze und Spitzengrund auf die zu vergoldenden Flächen wird bei Wechsel von glänzenden und matten Stellen eine schöne Wirkung erzielt. Zur Mattvergoldung mittels Bronzefarben benutzt man den sogenannten »Schliff«, bleichgelb. Das Material wird mit Spiritus ausgewaschen und mit einer dünnen Leimlösung streichfertig gemacht. Zur Hervorbringung seiner Linien wird der »Schliff« in frischem Sikkativ gerührt.


Literatur: [1] Rentzsch, O., Das Gesamtgebiet der Vergolderei, Wien 1895. – [2] Lugart, F., Die Anfertigung der Glanz- und Mattvergoldung, 2. Aufl., Leipzig 1896. – [3] Andés, L.E., Die technischen Vollendungsarbeiten der Holzindustrie, 3. Aufl., Wien 1896.

Dalchow.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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