Glasspinnen

Glasspinnen

Glasspinnen. Aeußerst dünn ausgezogene Glasfäden (Glaswatte, Glaswolle) besitzen einen hohen Grad von Biegsamkeit und Elastizität.

Die Herstellung solcher Fäden erfolgt vor einer Gebläselampe, indem man ein Stängelchen leicht schmelzbaren Glases bis zum Erweichen erhitzt. Mittels einer Pinzette wird das erweichte Ende gefaßt und mit einer raschen Armbewegung zu einem haardünnen Faden ausgezogen. Diesen befestigt man durch Siegellack oder mit einem kleinen Häkchen – manchmal auch durch bloße Reibung – auf dem Umfang eines rasch gedrehten großen breiten Holzhaspels. Wenn nun die Stichflamme das Ende des Stäbchens andauernd erweicht, so wird durch die Bewegung des Haspels die halbgeschmolzene Glasmasse zu einem sehr dünnen Faden ausgezogen, der auf dem Haspel seidenglänzende Strähne bildet. Ist hiervon genugsam aufgewickelt, so wird der Strähn durchschnitten und von dem Haspel abgenommen.

Trotz der schätzenswerten Eigenschaften dieses Materials hat es sich nicht so recht in die Praxis einführen wollen. Sein schimmernder Glanz, geringes Wärmeleitungsvermögen, große Unempfindlichkeit gegen Feuchtigkeit und chemische Agenzien werden durch die Gefahr aufgewogen, daß kurze Endchen des gesponnenen Glases abbrechen und in die Haut eindringen. Sie verursachen dann ein lästiges Jucken oder bisweilen sogar eiternde kleine Pusteln. – Die aus gesponnenem Glase hergestellten Toilettegegenstände spielen denn auch kaum eine andre Rolle als jene von Kuriositäten. Sie sehen allerliebst aus, sind aber ungeeignet für den praktischen Gebrauch. – Die Verarbeitung geschieht meist in der Weise, daß die Kette des Gewebes aus Pflanzenfasern, der Einschlag aber aus Strähnchen gesponnenen Glases besteht. Diese werden in Nutzlängen abgeschnitten, die der Breite des herzustellenden Gewebes entsprechen. Ein eigenartiges, dem Weberschiffchen entsprechendes Gerät nimmt dann abwechselnd rechts und links aus einer Lade ein Büschel Glasfäden und zieht dieses zwischen den Fäden der Kette hindurch.

Neuerdings sind übersponnene Hohlglaswaren sehr beliebt geworden. Eine neben dem Glasofen aufgestellte horizontale Spindel kann durch eine Zahnradübersetzung in rasche Umdrehung versetzt werden. Eines von ihren beiden Lagern ist als Schraubenmutter ausgebildet, während die Spindel selbst ein entsprechendes sehr seines Gewinde trägt. Die Spindel erlangt also bei der Umdrehung eine fortschreitende Bewegung. An ihr freies Ende wird nun ein ordentlich vorgewärmtes Hohlglas befestigt. Der Glasmacher nimmt sodann mit einem Bindeeisen einen kleinen Porten Glas auf, wärmt ihn im Arbeitsloche des Ofens gehörig ein und zieht einen Faden aus, den er am Glase befestigt, während sein Gehilfe die Spindel in rasche Umdrehung versetzt. Selbsttätig zieht sich nun der Glasposten nach und nach zu einem ca. 0,3–0,8 mm dicken, langen Faden aus, der sich in engen, dicht geschlossenen Windungen um den Glaskörper legt. Ist das Glas ganz übersponnen, so wird es nochmals eingewärmt, um etwaige Spannungen zu beseitigen, und dann von dem Einträger in den Kühlofen gebracht.

Breuer.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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