Gisaldruck [2]

Gisaldruck [2]

Gisaldruck, Manuldruck, Helialdruck, ein photomechanisches Reproduktionsverfahren, das zur Vervielfältigung von Plänen und dergleichen anderen Strichzeichnungen ohne Zuhilfenahme der photographischen Kamera (also mit Ausschaltung des Aufnahmeverfahrens zur Gewinnung eines Negativs) dient. Die Methode wird vielfach, auch in einigen Spezialanstalten, angewendet, weil sie gute Reproduktionen – allerdings nur in gleicher Größe – ergibt und bei größeren Auflagen viel billiger ist als die Lichtpauserei.

Die Originale sollen möglichst mit schwarzer Tusche (auch die seinen Striche sollen tiefschwarz und nicht grau sein) in scharfen Strichen auf dünnem oder wenigstens gut lichtdurchlässigem, bläulich weißem (nicht gelblichem oder »wolkigem«) Papier gezeichnet sein. Eine dünne Aluminium- oder Zinkblechplatte wird mit einer durch Beigabe von Ammoniumbichromat lichtempfindlich gemachten Fischleimlösung überzogen, nach dem Trocknen mit der Originalzeichnung[256] bedeckt (für unmittelbaren Flachdruck gelangt die bezeichnete Seite auf die Platte; für Offsetdruck aber die unbezeichnete Papierseite, weshalb in diesem Falle das Papier nicht dünn genug sein kann, um Unschärfe der Striche zu vermeiden) und im pneumatischen Kopierrahmen (in diesem wird durch Aussaugen der Luft ein völlig dichtes Zusammenpressen des Papierblattes und der Metallplatte erzwungen) dem Lichte ausgesetzt. An den von der schwarzen Tuschezeichnung bedeckten, also vor Lichteinwirkung geschützten Stellen, bleibt die sensible Fischleimlösung unverändert, daher in kaltem Wasser löslich. Dagegen hat diese Eigenschaft der Leim an der Stelle des ganzen Grundes (Fondes) infolge der Lichteinwirkung verloren. Beim Behandeln mit kaltem Wasser werden nun die Zeichnungsstellen vom Leime entblößt. Durch Anfärben mit Methylviolett kann beurteilt werden, ob die Kopie gut ist, worauf die Platte sorgfältig getrocknet und sodann mit seinem Bimssteinpulver überschliffen wird, damit die Bildstellen ganz blank (oxydfrei) werden. In diesem Zustande nehmen sie dann begierig eine aus Fett- und Harzlösungen hergestellte Tinktur an, während der Fond schließlich, nach Entfernen der gegerbten Fischleimschicht mit warmem Wasser, mit Gummiarabikumlösung und wenig Säure (bei Zinkplatten Salpetersäure, bei Aluminiumplatten Phosphorsäure) »geätzt« wird. Dadurch entsteht an diesen Stellen des Grundes eine Oxydschichte, die aufgebrachtes Wasser festhält, so daß die mit fetter Druckfarbe versehenen Auftragwalzen nur an die für solche empfänglichen Bildstellen Farbe abgeben kann. Die so erhaltenen Druckplatten können ohne weiteres auf allen Pressen für Flachdruck bezw. Offsetdruck verwendet werden. Wichtig ist, daß die Originalzeichnungen nicht zerknittert werden. Für mehrfarbigen Druck muß für jede Farbe eine besondere Zeichnung mit schwarzer Tusche hergestellt werden. Selbstverständlich können auch gedruckte Pläne und dergleichen solcherart vervielfältigt werden. – Bei zweiseitig bedruckten oder gezeichneten Originalen (Buchseiten, Musiknoten, Zeichnungen, Holzschnitten, Urkunden u.s.w.), die natürlich nicht wie einseitige Originale in der vorbeschriebenen Weise unmittelbar kopiert werden können, wendet H. Ullmann in Zwickau i. S. ein eigenartiges Verfahren ohne Benutzung von Objektiv und Kamera zur Herstellung eines kopierbaren Negativs an. Er überzieht Glasplatten mit einer sehr dünnen Schicht hochempfindlichen Chromatleims, die dann, mit dem Originale zusammengebracht, im Kopierrahmen dem Lichte ausgesetzt wird, und zwar in folgender Anordnung: 1. Kopierrahmen-Glasplatte, 2. unpräparierte Seite der empfindlichen Platte, so daß die sensible Seite auf dem (3.) Originale aufliegt, 4. Preßplatte des Kopierrahmens. Daß solcherart ein Negativ entsteht, ist so zu erklären, daß an den weißen (unbedruckten, unbezeichneten) Stellen des Fondes des Originals das Licht fast völlig reflektiert, an den schwarzen Bildstellen jedoch größtenteils verschluckt wird. Daher wird da nur eine viel geringere Lichteinwirkung auf die Leimschichte diese löslich lassen, dagegen dort gerben und z.B. für schwarze fette Druckfarbe (die dann zum Schwärzen des Negativs verwendet werden kann) empfänglich machen. (Ein ähnliches Verfahren mit Bromsilberplatten wird übrigens schon seit mehreren Jahren zu Reproduktionen in Bibliotheken vielfach verwendet.)

A.W. Unger.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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