Gaswaschapparate

Gaswaschapparate

Gaswaschapparate, auch Skrubber und Ammoniakwäscher genannt, dienten ursprünglich zur Ergänzung der Kondensation, um die durch die Kühlung nicht ausgeschiedenen Reste von Teer- und Ammoniakwasser aus dem Gase zu entfernen; seit, Anwendung der Teerwäscher benutzt man sie lediglich zur Entfernung von Ammoniak aus dem Gase, wobei gleichzeitig ein Teil der Kohlensäure und etwas Schwefelwasserstoff vom Waschwasser absorbiert werden.

Die Gaswäscher sind große schmiede- oder gußeiserne Kästen von kreisförmiger oder rechteckiger Grundform, die ein Füllmaterial enthalten, dessen Oberfläche durch von oben eingeführtes und über den ganzen Querschnitt gleichmäßig regenartig verteiltes Waschwasser naß erhalten wird. An diesen benetzten Flächen scheiden sich aus dem von unten eintretenden Gasstrom die Ammoniaksalze ab und werden von dem nachfließenden Wasser abgewaschen, das als Ammoniakwasser den Apparat verläßt. Ist der Wäscher durch eine vertikale Scheidewand in zwei Kammern geteilt, so geht das Gas in der einen von unten nach oben, in der andern von oben nach unten. Als Füllmaterial benutzte man früher groben Koks, ferner staubfreien groben Kies, Reisig, dann Böden aus Eisenblech oder Holz mit einer großen Anzahl Löcher, Einrichtungen, die den Zweck mangelhaft erfüllten, indem sie dem Gase keine hinreichende Waschfläche boten. Man unterscheidet feste und bewegliche Einlagen. Die einfachsten und viel gebräuchlichen festen Einlagen sind Holzstäbe von 10–12 mm Stärke, die bei gleicher Weite der Zwischenräume in sich vielfach kreuzenden Lagen in den Wäscher eingebaut werden; bisweilen sind die Stäbe einer Lage fest miteinander verbunden und bilden einzelne Horden. Fig. 1 zeigt einen mit Horden aus Kiefernholz belegten Gaswäscher. Die Horden von Zschokke bieten eine große benetzte Oberfläche und gestatten eine gleichmäßige Verteilung des Waschwassers über den ganzen Querschnitt, indem dieses infolge der unten an denselben vorstehenden Verteilungsspitzen nicht an den unteren Kanten entlang fließen kann, sondern in Tropfen oder seinen Strahlen abfließt. Die Einlagen des Kunathschen Zackenwäschers bestehen aus dachförmig gebogenen Blechen, deren untere Kanten sägeförmig gezahnt sind, während der Fleischhauersche [309] Jalousiewäscher aufeinander gesetzte, an die Wände anschließende Rahmen enthält, in die jalousieartig angeordnete durchlochte Bleche geschoben sind, und zwar so, daß die Richtungen der Bleche in dem einen Rahmen denjenigen des folgenden entgegengesetzt sind. Der Plattenwäscher der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-Aktiengesellschaft besteht aus einer Anzahl übereinander aufgebauter Kammern, die je ein Plattenbündel enthalten, durch welches das von Kammer zu Kammer steigende Gas in horizontaler Richtung feinverteilt hindurchstreicht; das Berieselungswasser sammelt sich nach jedesmaligem Durchgang durch eine Kammer wieder an, um sich alsdann gleichmäßig über das Plattenbündel der folgenden Kammer zu verteilen. – Außer diesen gebräuchlichsten kommen vereinzelt Gaswäscher mit andern Einlagen vor. – Bei den Berieselungseinrichtungen, die man in verschiedenartigen Ausführungen findet, kommt es darauf an, die Waschflüssigkeit gleichmäßig über den ganzen Wäscherquerschnitt zu verteilen; man unterscheidet kontinuierliche und intermittierende Waschung. Die einfachste Art der ersteren ist, durchlochte Rohre in den Wäscher zu führen, aus denen das Wasser in seinen Strahlen ausfließt, oder man läßt einen Wasserstrahl auf eine Platte aufschlagen, wobei er zerstäubt Mit Zschokkes Tropfapparaten (Fig. 2 und 3), von denen auf 1 qm Waschfläche 4–5 Stück senkrecht auf dem Wäscher zu befestigen und mit einer Wasserleitung zu verbinden sind, erzielt man eine sehr gleichmäßige regenartige Verteilung. Das Wasser fällt tropfenweise aus der Düse a auf den Teller b und zerstäubt hier vollständig infolge der großen Fallhöhe. – Bei der intermittierenden Waschung werden Kippgefäße angewendet, die in beliebig einstellbaren Zwischenräumen ihren Inhalt plötzlich in den Wäscher ergießen. Bei der Schumannschen Anordnung (Fig. 1) ergießt sich der Inhalt des Kipphebers a in ein mit Trichter versehenes Rohr b, das zur Verhütung von Gasentweichungen einen Siphon bildet, d.h. dessen einer Schenkel aufwärts gerichtet ist und dadurch immer mit Wasser gefüllt bleibt. Aus diesem Rohr fließt das Wasser auf den Verteiler c, von dem es, in seine Strahlen zerteilt, in den Wäscherraum fließt. Bei der Einrichtung der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-Aktiengesellschaft (Fig. 4) tritt das Wasser durch das Rohr a in die innerhalb eines geschlossenen Trichters befindliche Kippvorrichtung b und durch das Ventil c, durch dessen Stellung die Durchflußmenge geregelt wird, auf die Verteilungsplatte d. Durch das Rohr e kann das Wasser für eine kontinuierliche Waschung direkt dem Ventil c mit Umgehung des Kippgefäßes zugeführt werden. Bei den Wäschern mit beweglichen Einlagen werden die benetzten Flächen, nachdem das an denselben anhaftende Wasser das im Gase enthaltene Ammoniak aufgenommen hat, in die Waschflüssigkeit eingetaucht, dabei abgespült und alsdann frisch benetzt dem Gase wieder dargeboten. Zu dieser Art Wäscher, die in zwei verschiedenen Konstruktionen ausgeführt werden, gehören der Standardwäscher und der Ledigsche Wäscher. Der Standardwäscher (Fig. 5–7) besteht aus einem zylindrischen, in Kammern geteilten Gehäuse, in dem auf einer hohlen Achse so viele Scheibenräder sitzen, als Kammern vorhanden sind; die Scheibenräder, die in das Waschwasser eintauchen, sind aus mit Holzstäben garnierten Segmenten (Fig. 7) zusammengesetzt. Das seitlich bei a in die Vorkammer b tretende Gas gelangt in das Scheibenrad [310] c der ersten Kammer und verläßt es am Umfang, tritt dann in das zweite Scheibenrad, dieses ebenfalls in radialer Richtung durchströmend, und so fort durch die folgenden Scheibenräder, und verläßt den Wäscher bei d. Das Waschwasser wird in die letzte Kammer eingeführt, fließt von Kammer zu Kammer über und tritt aus der ersten Kammer als kräftiges Ammoniakwasser aus. Jede Kammer ist mit Ablaßventil und mit Probierhahn versehen. Bei Zschokkes rotierendem Gaswäscher sind die einzelnen Kammern mit Holzkugeln gefüllt, die bei der Drehung eine lebhafte Bewegung gegeneinander erhalten, so daß ihre Oberflächen fortwährend in gegenseitiger Reibung das anhaftende Ammoniak abstreichen. Bei dem Ledigschen Etagenwäscher (Fig. 8 und 9) befinden sich in etagenförmig übereinander aufgebauten Kammern je paarweise an zwei vertikalen Führungsstangen a und b befestigte Blechpakete d, die durch eine Kraftübertragung abwechselnd auf und nieder gehend bewegt werden; in jeder Kammer taucht immer ein Paar von Blechpaketen in die Waschflüssigkeit ein und versperrt dem Gase den Weg, während das andre Paar sich aus demselben hebt und dem Gase den Durchgang an den frisch benetzten Flächen der Bleche gestattet. Durch die seitlich angebrachten Ueberläufe fließt das Wasser von Kammer zu Kammer.

Die Waschung wird so geleitet, daß das reinste Gas mit dem reinsten Wasser in Berührung kommt, wobei das Gas allmählich immer ammoniakärmer und das Wasser immer ammoniakreicher wird. Ist nur ein Wäscher vorhanden, so berieselt man mit schwachem Ammoniakwasser, während bei mehreren Wäschern der letzte mit reinem Wasser berieselt wird, das denselben als schwaches Ammoniakwasser verläßt, alsdann aufgepumpt und auf den vorhergehenden Wäscher geleitet wird und so fort, so daß derjenige, in den das Gas zuerst eintritt, mit dem ammoniakreichsten Wasser berieselt wird. Sowohl beim Standardwäscher als auch beim Ledigschen Wäscher wendet man reines Wasser an, das, nachdem es alle Kammern, bei der letzten beginnend, passiert hat, als ammoniakreiches Wasser abfließt. – Vgl. a. Gasfabrik.

Auf größeren Gaswerken stellt man häufig außer dem Ammoniakwäscher noch Apparate auf zur Entfernung des Naphthalins und des Cyans aus dem Gase mittels Waschung. Um das Naphthalin, das bei weiterer Abkühlung des Gases sich in den folgenden Apparaten und Rohrleitungen[311] ablagert und Anlaß zu oft sehr störenden Verstopfungen gibt, aus dem Gase zu entfernen, leitet man letzteres, nachdem es den Teerwäscher verlassen, in den Naphthalinwäscher, dessen Konstruktion ähnlich dem Ammoniakwäscher, und bringt es mit Anthracenöl in innige Berührung. Auch benutzt man hierzu einen aus zwei Kammern bestehenden Standardwäscher, indem man das frische Waschöl in die zweite Kammer und von dieser nachher in die erste Kammer überpumpt. Da durch die Reinigungsmasse nur ein Teil des im Gase enthaltenen Cyans aufgenommen wird und der in demselben verbleibende Teil bei der Verbrennung salpetrige Säure entwickelt, so entfernt man auf großen Gaswerken das Cyan durch Waschung mit Eisenvitriollösung in einem Cyanwäscher, der nach Art der Standardwäscher gebaut ist und vier Waschkammern enthält. Da diese beiden letztgenannten Apparate aufeinander folgen, so vereint man sie auch wohl in einem einzigen Standardwäscher und benutzt einen Teil der Kammern zur Beseitigung des Naphthalins, die übrigen zur Entfernung des Cyans.


Literatur: Schilling, N.H., Handbuch für Steinkohlengasbeleuchtung, 3. Aufl., München 1879; Schilling, E., Nachtrag zu Schillings Handbuch, München 1892; Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung, verschiedene Jahrgänge; Uebersicht über neuere Apparate für das Gasfach von der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-Aktiengesellschaft.

G.F. Schaar.

Fig. 1.
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Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 5., Fig. 6.
Fig. 5., Fig. 6.
Fig. 7.
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Fig. 8., Fig. 9.
Fig. 8., Fig. 9.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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