Firstenbau

Firstenbau

Firstenbau ist im Bergbau die wichtigste Abbaumethode für plattenförmige Lagerstätten, die ein Einfallen von mehr als 45° haben, namentlich für Gänge und steil aufgerichtete Steinkohlenflöze von geringer oder mittlerer Mächtigkeit. Er hat seinen Namen daher, weil der ganze Abbau von der Firste der Grundstrecke aus firstweise fortrückt.

Die Vorrichtung für den Firstenbau besteht, wenn wir die Freiberger Bezeichnungsweise anwenden, darin, daß zwei in einem Erzmittel aufgefahrene Gezeugstrecken durch einen Zwischenschacht miteinander verbunden werden. Von dem tiefsten Punkte des letzteren aus beginnt man den Abbau ein- oder zweiflügelig, indem man nur nach einer oder nach beiden Seiten hin den ersten Stoß (Streckenstoß) belegt. Sobald dieser genügend vorgetrieben ist, belegt man den zweiten Stoß, dann den dritten u.s.w. (Fig. 1), sämtliche Stöße werden fortgetrieben, solange der Gang abbauwürdig bleibt. Den Stoß unmittelbar unter der Sohle der oberen Gezeugstrecke nennt man Deckelstoß. Mit dem Vorrücken des Streckenstoßes ist die Firste der unteren Gezeugstrecke zu verwahren (Kastenzimmerung, Tonnengewölbe m, Eisenbau), damit der Bergeversatz B ein Auflager findet (Fig. 2). Es werden tunlichst nur die Erze gefördert, und zwar die ärmeren durch Förderrollen r bis auf die untere Gezeugstrecke, edle Erze werden in Körben u. dergl. bis zur Strecke geschafft; taube Gangmassen und Berge werden, soweit der Platz es gestattet, versetzt. Die übrigen Berge müssen durch besondere Förderrollen (Bergerollen) ebenso wie die Erze bis auf die untere Gezeugstrecke befördert werden. Die Belegung jedes Firstenstoßes beträgt gewöhnlich 1–2 Mann. Die Häuer stehen beim Bohren auf dem Bergeversatze, auch auf Fahrten, oder richten sich durch Schlagen von Spreizen und Darüberlegen von Brettern kleine Bühnen her; es ist zweckmäßig, daß der Versatz den vorrückenden Stößen möglichst bald nachfolgt. Ueber den Bergeversatz findet auch die Fahrung und die Förderung bis zu den Rollen statt, und es werden daher an den Stößen aus größeren Wänden Vorsätze (Treppen) gebaut, die gut zu verleiten sind, um Erzverzettelung zu vermeiden. Die Förderrollen werden mittels trockener Mauerung, die auf das Firstengewölbe oder starke Eisenschienen aufgesetzt wird, im Bergeversatz ausgespart und unten am sogenannten Rollenschlund (vgl. Grubenförderung) durch Schieber geschlossen gehalten; nach Oeffnung des letzteren fällt das Fördergut unmittelbar in die untergeschobenen Hunde. Die oberen Oeffnungen der Rollen im Bau sind abzudecken; unten offene Rollen, aus denen das Fördergut auf die Grundstrecke fällt, sind selten in Verwendung. Die söhlige Entfernung der einzelnen Stöße voneinander beträgt 6–15 m, die saigere Höhe wird nicht gern über 4 m genommen. Falls im Baue nicht genug Berge fallen, um den Versatz bis zu genügender Höhe[41] nachzuführen, werden auf der oberen Gezeugstrecke von andern Betrieben her Berge herzugefördert und durch den Durchschnittsschacht in den Bau gestürzt. Durch eine Wetterblende w auf der unteren Gezeugstrecke und weiterdichten Abschluß V des Zwischenschachtes werden die Wetter gezwungen, ihren Weg statt auf der unteren Gezeugstrecke entlang durch den Firstenbau zu nehmen. Ist das abzubauende Erzmittel arm, so läßt man, um die Firstenverwahrung der unteren Gezeugstrecke zu ersparen, an deren Firste 1–2 m Gang als Bergfeste b stehen, die den Bergeversatz aufnimmt; statt des Streckenstoßes wird die Firstenstrecke F vorgetrieben, nur die Rollen werden durch die Bergfeste hindurchgeführt. Wird der Gang vor einem oder mehreren Stößen erzleer, so treibt man von einem derselben ein Feldort F1 zur Ganguntersuchung vor.

Von der beschriebenen Betriebsweise unterscheidet sich der Firstenbau auf Steinkohlenflözen [1] wesentlich dadurch, daß die Stöße nahe aufeinander folgen und eine konzentrierte Förderung erreicht wird, indem man auf den Bergeversatz an den Stößen entlang eine Rutsche verlegt, in der die Kohlen zur unteren Hauptstrecke hinabgleiten. Bei der Bergegewinnung wird die Rutsche jedesmal in ihre Teile zerlegt und für die Kohlengewinnung wieder von neuem hergestellt.


Literatur: [1] Trainer, Ueber eine einheitliche Benennung der Abbauarten (im rheinisch-westfälischen Steinkohlenrevier), Essener Glückauf 1898, S. 678.

Treptow.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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