Damm [3]

Damm [3]

Damm , Verdämmung oder Verspünden, im Bergbau der Abschluß eines Grubenbaues gegen das Eindringen von schädlichen Luftarten oder von Wasser. Wetterdämme sollen den Eintritt der in einem Teile der Grube sich entwickelnden gefährlichen Gase, z.B. Schlagwetter, in die übrigen Grubenbaue hindern. Beim Ausbruch von Grubenbrand sperrt man das Brandfeld von den übrigen Grubenbauen ab, um den Austritt von Brandgasen (Kohlensäure und Kohlenoxydgas) zu verhüten und um die frische Luft, die den Grubenbrand anfachen würde, vom Feuerherd fernzuhalten.

Vorläufig hergestellte Wetterdämme bestehen am zweckmäßigsten aus zwei an der Grubenzimmerung oder an eingelegten Spreizen angeschlagenen Bretterverschlägen, deren Zwischenraum mit feuchtem Lehm oder mit Asche ausgefüllt wird; endgültige Dämme führt man aus Bruchsteinen und Asche auf und läßt sie genügend in die Stöße eingreifen. Von außen werden die Fugen mit Lehm verstrichen. Wetterdämme werden gewöhnlich vollständig geschlossen. – Wasserdämme sind nach dem verwendeten Material entweder Holzdämme oder Mauerdämme, und zwar zerfallen die ersteren nach der Bauart in Balkendämme – die Balken liegen quer zur Richtung des Wasserdruckes – und in Keilverspünden: jedes Holz hat die Form einer abgestumpften Pyramide und liegt in der Richtung des Wasserdrucks, der Dammkörper bildet einen Teil einer Kugelschale und stützt sich gegen vier Widerlager. Die Verdichtung der Holzdämme erfolgt durch Verkeilen der Fugen. Die Mauerdämme werden in guten Ziegeln und Zementmörtel ausgeführt und sind entweder Zylinderdämme mit zwei Widerlagern oder besser Kugeldämme mit vier Widerlagern, die, wie beim Keilverspünden, eine abgestumpfte Pyramide bilden. Mauerdämme werden allmählich wasserdicht durch Versinterung der Poren. Da sie schon vor dem Einbrechen des Wassers hergestellt werden, haben sie häufig Oeffnungen für Fahrung und Förderung, die durch Türen (Dammtüren) aus Holz oder Schmiedeeisen verschließbar sind. Auch wird wohl zum allmählichen Ablassen des Wassers ein Wasserrohr mit Verschlußvorrichtung eingebaut.

Fig. 1 und 2 zeigen einen Balkendamm mit Holztür, auch Wasserblende genannt. Durch[535] Einbau starker Balken in einen Schlitz S, der im ganzen Gestein durch Schlegel- und Eisenarbeit hergestellt ist, wird ein Türrahmen gebildet, der die Oeffnung/für Fahrung und Förderung freiläßt. Zunächst an der Firste und der Sohle werden liegende Balken l eingebaut, die Verbindung der stehenden Balken s mit der Türkappe a und der Türschwelle b erfolgt durch sogenannte Versätze, außerdem ist zur Verstärkung an der Türkappe ein Holz c vorgelegt. Sämtliche Hölzer werden im Schlitz durch Verkeilen oder Zementieren der Zwischenräume abgedichtet. Die aus zwei sich kreuzenden Bohlenlagen gearbeitete Tür t bewegt sich in Angeln und kann nach Entfernung eines kurzen Stückes Schienenlauf z geschlossen werden; der von rechts (in Fig. 2) zu erwartende Wasserdruck würde sie fest andrücken. Das oben angebrachte Luftloch r soll die auf der Wasserseite vorhandene Luft entweichen lassen und wird später mittels eines trockenen Spundes zugeschlagen; das nahe der Sohle eingebaute Wasserrohr w hat Hahnverschluß. Auf der Strecke ist durch Einbau der Stege x, auf denen die Laufpfosten und Schienen y befestigt sind, eine Wasserseige, d.h. ein Raum für das abfließende Wasser, hergestellt.

Fig. 3 und 4 stellen einen gemauerten Kugeldamm mit eiserner Dammtür T dar. Die Mauerung M stützt sich in der Firste, der Sohle und in den beiden Stößen gegen abgesetzte Widerlager W. Der keilförmig gehaltene, gußeiserne Türrahmen R ist durch Rippen verstärkt; an demselben geht die aus Kesselblech gewölbt geschmiedete Tür T in Angeln. Die Anschlagflächen sind glattgehobelt, zur Dichtung dient geteerte Leinwand, die geschlossene Tür wird mittels zweier vor den Rand des Türrahmens gelegter Brücken b und dazugehöriger Schrauben s angezogen. Für eintrümige Pferdeförderung hat die Tür eine lichte Weite von 940 und eine lichte Höhe von 1720 mm. Die Bochumer Fabrik von Heintzmann & Dreyer baut derartige Dammtüren für jede Beanspruchung und auch für zweitrümige Förderung.

Ist, wie z.B. häufig im Braunkohlenbergbau, ein Schwimmsandeinbruch (s. Schwimmsand) zu befürchten, so pflegt man den Damm (auch Schutz genannt), um das Gebirge zu entwässern, so einzurichten, daß zwar der Sand zurückgehalten wird, das Wasser aber abfließen kann. Dies erreicht man dadurch, daß stark abgespreizte Verschläge aus kräftigen Hölzern und Brettern hergestellt und mit Stroh oder Fichtenreisig in dicken Lagen hinterstopft werden; dieses Material dient als Filter und läßt nur reines Wasser durch, dessen Hebung mittels Pumpen keine Schwierigkeiten bereitet. – Abdämmungen durch Dammtüren kommen auch im Tunnelbau und in der Wasserversorgung vor; wir verweisen z.B. auf die Anlagen in Wiesbaden und jene beim Simplontunnel, bei welch letzterer gegen Wasserpressungen von 10 Atmosphären abgedichtet wird. Zeichnungen und Beschreibungen in [4] und [5].


Literatur: [1] Köhler, G., Lehrbuch der Bergbaukunde, 6. Aufl., Leipzig 1903, S. 706. – [2] Treptow, E., Grundzüge der Bergbaukunde, Wien und Leipzig 1903, S. 284. – [3] Locker, H., Bau und Berechnung druckbelasteter Mauerdämme. Bericht über den allgemeinen Bergmannstag, Wien 1903. – [4] Lueger, Wasserversorgung, Darmstadt 1895, S. 361. – [5] Zeitschr. d. Vereins deutscher Ingen. 1904, S. 1639.

Treptow.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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