Dachzerlegung

Dachzerlegung

Dachzerlegung, Dachausmittlung, Dachzerfallung nennt man die Darstellung der Dachflächen und Sparren, Gräte und Kehlen in ihrer wahren Größe. Das Aufsuchen der wahren Gestalten der Dachflächen behufs Festsetzung der Ausmaße der Dachsparren geschieht wie folgt:

Ist a b c d e f a (Fig. 1) ein Gebäudegrundriß, über dem ein Satteldach von gegebener Neigung α aufgebaut ist, so schneiden sich die über den Linien a b, b c, c d, e f und f a errichteten Dachflächen nach den Linien b g, c h, i k, f i, g h, h i und a g. Die Schnittpunkte von drei aneinander stoßenden Dachflächen heißen Anfallpunkte. Solche Anfallpunkte sind z.B. die Punkte a, b, g, h, i u.s.w. Die unterste Kante einer Dachfläche, längs der das Regenwasser abfließt, heißt Trauflinie, die oberste Firstlinie. Zwei Dachflächen, die aneinander stoßende Trauflinien enthalten, schneiden sich nach einer Grat- bezw. Kehllinie, je nachdem der Winkel der Trauflinie ein aus- oder einspringender ist. In Fig. 1 ist h eine Gratlinie, f i eine Kehllinie. Die Ermittlung der wahren Gestalten der Dachflächen vollzieht sich durch Umlegung dieser Flächen um die zugehörigen Trauf- bezw. Firstlinien in die Ebene der Zeichnung. So ist z.B. b c g1 h1, die wahre Gestalt der Fläche b c g h, desgleichen ist g1 h1 i3 f3 a3 die wahre Gestalt der Fläche g h i f a u.s.w., dabei ist m n1 = m n, n1 l3 – n l. Die weitere Konstruktion ist aus Fig. 1 ersichtlich.

Sehr einfach bei rechteckigen Grundrissen, überhaupt regelmäßigen Grundformen, ist die Dachzerlegung bei unregelmäßigen mit Schwierigkeiten verknüpft. Wenn sämtliche Dachflächen eines freistehenden Gebäudes die gleiche Dachneigung haben, fällt die Firstlinie in die Mittelachse der Grundfläche und die Kehlen und Gräte halbieren die einspringenden Winkel und [528] Ecken des Grundes (s. Fig. 2). Bei unregelmäßiger Grundfläche eines Gebäudes (s. Fig. 3) entstehen 1. bei gleicher Dachneigung ungleiche Dachhöhen, d.h. eine ansteigende Firstlinie; 2. bei wagerechter Firstlinie, windschiefe Dachflächen und dadurch in der Dachstuhlkonstruktion gebrochene Pfetten und gekrümmte Kehl- oder Gratsparren. Diesen Schwierigkeiten und Mängeln kann vorgebeugt werden durch 3. Anordnung einer Plattform (s. Fig. 4), bei der drei Firstlinien in gleicher Höhe entstehen. 4. Durch Zerlegen der unregelmäßigen bezw. windschiefen Dachfläche in mehrere Dreiecke nach dem Lehrsatze, daß ein Dreieckfeld nie eine windschiefe Fläche bildet (s. Fig. 5). Bei zusammengesetzten Grundformen erfolgt eine Zerlegung in einzelne Teile, für die unter Annahme gleicher Dachneigung die Bestimmung der Dachflächen, Firsten, Kehlen u.s.w. (s. Fig. 6) vorgenommen wird. Sollen bei ungleichen Gebäudetiefen die Firsten gleiche Höhe erhalten, so wird dies erreicht a) durch ungleiche Dachneigung, b) durch Anordnung von Plattformen.


Literatur: Vonderlinn, Darst. Geometrie für Bauhandwerker, Stuttgart 1894; Opderbecke, A., Dachausmittlungen, Leipzig 1901.

Weinbrenner.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3., Fig. 4., Fig. 5.
Fig. 3., Fig. 4., Fig. 5.
Fig. 6.
Fig. 6.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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