Blume

Blume

Blume, findet man neben dem Blattwerk in der Ornamentik fast aller Stilarten in reicher Verwendung, und in der Regel dienen die im Lande selbst wachsenden Blumen als Vorbilder. Die Art der Anwendung ist sehr verschieden.

1. Es nehmen ganze Architekturteile die Form von Blumen an. Dies ist ein verhältnismäßig seltener Fall. Das bekanntere Beispiel hierfür sind die altägyptischen Lotosblumen- und Lotosknospenkapitäle.

2. Blumen werden zur selbständigen Dekorierung von Architekturteilen verwendet. In dieser Beziehung wären namentlich die im römischen Stile so beliebten Hängerosetten zu erwähnen, die sich an der Unterseite der Hängeplatte zwischen Konsolen befinden und ungemein plastisch hervortreten (Fig. 1). Diese Rosetten wurden später in der Renaissanceperiode sowie in neuerer Zeit in ganz ähnlicher Weise verwendet. Aber auch das Mittelalter wußte Rosetten zur Anwendung zu bringen, doch in wesentlich andrer Gestaltung. Sie dienten zur Dekoration des Schlußsteines der Gewölbe. Als Endigung von Turmspitzen und ähnlichen Bauteilen wurden in der Gotik fast ausschließlich die sogenannten Kreuzblumen (Fig. 2) verwendet, die allerdings nicht immer die Gestalt von Blumen besaßen.

3. Blumen treten in Verbindung mit dem Rankenwerk auf oder bilden nebensächliche Ausschmückungen von Architekturteilen. Sie dienen dann neben vielen andern Formenelementen hauptsächlich zur Ausschmückung der Wand, des Fußbodens und der Decke sowie als wichtiger Faktor bei Dekorierung der verschiedenen Arten von Teppichen und Stoffen. Im ägyptischen, assyrisch-babylonischen sowie im griechischen Stile sind es namentlich drei Formen, welche die ornamentalen Flächendekorationen zum Teile beherrschen: die Lotosblume, die Palmette und die Rosette (Fig. 3). Auch in den orientalischen Teppichmustern finden rosettenartige Formen, das sind Blumen, denen man gleichsam auf den Kopf sieht, die häufigste Verwendung; erst später wurden ganz oder halb umgelegte Blumen in Gebrauch genommen. Je mehr sich die Kunstformen der modernen Kultur nähern, desto verschiedenartiger wird die nebensächliche Anwendung der Blumen.


Literatur: Meyer, F.S., Handbuch der Ornamentik, Leipzig 1888; v. Schubert-Soldern, Stilisieren der Pflanzen, Zürich 1887.


Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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