Baumwollgarnfärberei

Baumwollgarnfärberei

Baumwollgarnfärberei und Baumwollstückfärberei (s.d.) unterscheiden sich, was ihren chemischen Teil betrifft, nicht voneinander, wohl aber von der Färberei bedruckter Baumwollwaren, mit der die beiden edieren nur den Grundgedanken und das Resultat gemeinsam haben, während der Färber einer Druckerei gezwungen ist, sein Ziel unter Benutzung etwas andrer Mittel und Wege zu verfolgen. Tonerde ist die aller Färberei gemeinsame Grundlage für Alizarinrot, -rosa und für verschiedenes Gelb; Eisenbeize liefert Grau, Lila und Schwarz; ein Gemenge von Tonerde- und Eisenbeize führt gleich den Chromoxydsalzen zu echtem Braun, Bordeaux und zu einer bunten Reihe von Modetönen.

Die Acidität der verwendeten Beizen ist dieselbe in der Garn- wie in der Stück- oder Unifärberei, d.h. sie darf stärker sein, als in der Druckerei zulässig ist, die überdies mit den gewöhnlichen oder abgestumpften Sulfaten nicht durchkommt, sondern der Acetate oder Sulfatacetate als Mordants sich bedienen muß (vgl. Aluminiumverbindungen). Sind die Garne oder Färberstücke gebeizt, so geht man vor dem Färben mit der nassen Ware direkt in das mit Kalk, Kreide, Soda oder Silikat angesetzte Fixations- oder Abziehbad; aus der Druckerei hingegen kommen die mit verdicktem Mordant bedruckten Gewebe in vollkommen trockenem Zustand in die Hänge und von hier in die Färberei, um gekuhkotet und gefärbt zu werden. Der Garn- und der Stückfärber legen (wenn letzterer nicht vorzieht, die Klotzmaschine zu verwenden) ihre in verdünnter Sodalösung ausgekochte Ware, bevor sie in einem basischen Anilinfarbstoff ausgefärbt wird, in eine kochend heiße Tanninlösung mit 4–6% Tannin vom Warengewicht, nehmen sie nach dem Erkalten der Flüssigkeit heraus, zentrifugieren oder winden sie aus und gehen direkt mit ihr in ein heißes Brechweinsteinbad (s. Antimonsalze), das mit 21/2–3% Metallsalz und 1/2–1% kristallisierter Soda (vom Warengewicht) angesetzt ist [1]. Nach kürzerem oder längerem Aufenthalt im Brechweinsteinbad wird die Ware herausgenommen, ausgewunden, gewaschen (ohne zu trocknen) und das auf der Baumwolle beteiligte gerbsaure Antimonoxyd in der heißen Farbflotte mit dem basischen Farbstoff zu einem echten Doppellack verbunden. Der Baumwolldrucker hingegen schlägt den umgekehrten Weg ein: er vermischt und verdickt die Lösung des Farbstoffs und Tannins, drückt die Mischung auf das Gewebe, befestigt den einfachen Tanninlack im Dämpfkasten auf der Baumwolle, zieht die trockene, breitgelegte Ware durch ein kochend heißes Brechweinsteinbad und läßt hier den Antimontanninfarblack entstehen. In gleicher Weise halten Baumwollgarn- und Unifärberei immer zusammen, auch wenn sie außer den angeführten Verfahren die Baumwolle türkischrot färben, mineralische Farbstoffe (Eisenchamois, Manganbraun, Bleiorange oder Chemischblau) auf der Faser beteiligen, Indigoblau oder Anilinschwarz (s.d.) auf ihr entliehen lassen oder Azofarbstoffe ohne Beize aus der mit Seife, Kochsalz, Glaubersalz, Soda, Pottasche, phosphorsaurem Natron oder Wasserglas versetzten Flotte auf den Faden auffärben. Was die Garn- und Unifärberei allein voneinander trennt, ist die verschiedene Form des Materials. Diese verlangt für jeden der beiden Zweige der Baumwollfärberei besondere Handgriffe und Apparate. Und wiederum der Form des zu färbenden Garnes hat die Garnfärberei selbst es zu verdanken, daß sie mit dreierlei Maschinen arbeiten muß, je nachdem die Fäden aufgespult oder nach Strähnen geordnet oder, wenn es sich um Kettgarne handelt, der Länge nach parallel neben- und übereinander gelegt sind und einen Strick oder Strang bilden. Vgl. a. Copsfärberei, Garnquetsche, Ausring-, Garnfärbe-, Garnwaschmaschinen und Trockenapparate.


Literatur: [1] Kertész, A., Die Anilinfarbstoffe, Braunschweig 1888. – [2] Möhlau, R., Organische Farbstoffe, Dresden 1890.

(Kielmeyer) R. Möhlau.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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