Sinkwerksbau

Sinkwerksbau

Sinkwerksbau, die in den unreinen Salzstöcken der nördlichen Kalkalpen zu Auffee, Hallstatt und Ischl im Salzkammergute, zu Hallein in Salzburg, Berchtesgaden in Oberbayern und Hall in Tirol angewendete Abbaumethode: Auslaugen des Salzgebirges (dort Haselgebirge genannt) mittels Wasser, wodurch das Steinsalz gelöst wird, um als Salzsole den Salinen zum Versieden zugeführt zu werden, während der Ton (Laist genannt) zurückbleibt [1].

Der Abbau dieser Lagerstätten reicht zum Teil bis in die vorgeschichtliche Zeit zurück, z.B. zu Hallstatt; aber auch an den andern Orten ist der Betrieb sehr alt und wurde zunächst unregelmäßig geführt, so daß Einstürze in den Bauen häufig waren. Der heutige Bergmann nennt diese verlassenen Teile des Salzgebirges Heidengebirge; sie kommen für den derzeitigen Betrieb nicht mehr in Betracht, da dieser ein durchaus ganzes, unzerklüftetes Gebirge erfordert, damit eindringende Gebirgswasser, die Selbstwasser, ferngehalten werden können und die gebildete Salzsole nicht verloren geht. Fig. 1 und 2 erläutern die zurzeit üblichste Ausführung des Sinkwerksbaues. Durch einen oberen und einen unteren Stolln a und b (Schachtricht genannt) im senkrechten Abstande von 38 m, welches Maß die Bergdicke oder ein Berg heißt, wird die Lagerstätte aufgeschlossen und dann zur Vorrichtung der Abbaue (Sinkwerk, Werk) geschritten. Von der unteren Sohle wird eine Strecke der Ablaßoffen k vorgetrieben, von der oberen Sohle aus der Ebenschurf e – eben hier in der Bedeutung wagerecht, so auch in Ebenhöhe, was wagerechte Bergbaugrenze bedeutet – und die Fallstrecke s (Sinkwerk im engeren Sinne oder Ankehrschurf); letztere wird mit einer Treppe zur Fahrung und mit einer Rohrleitung (Strähn) nebst Meßvorrichtung (Ziment) zur späteren Zuführung des Wassers versehen. Außerdem wird von der oberen Sohle aus der Püttenoffen c und die Pütte p angelegt (Putte nachweislich vom lateinischen »puteus« [Brunnen], hier s.v.w. Schacht, Offen allgemein gleichbedeutend mit Strecke). Dann wird in der unteren Sohle der kreisförmige Werkraum W, 2 m hoch mit etwa 40 m Durchmesser, ausgehauen, endlich der Ablaßoffen durch einen aus Laist gestampften Damm D (das Wehr) mit eingelegten Rohren zum späteren Ablassen der Salzsole geschlossen; es bilden jetzt Putte und Ankehrschurf die einzigen fahrbaren Zugänge zum Werk, und zwar von der oberen Sohle her. Nunmehr ist die Vorrichtung beendet, und es beginnt der eigentliche Abbaubetrieb, indem das Werk erstmalig mit Wasser gefüllt wird; dieses muß stets bis an die Decke, den Himmel des Salzbergmannes, reichen, da sich bei der Auflösung des Salzgebirges die Sohle bald mit niedersinkendem Salztone bedeckt und eine Lösung von Salz (das Verätzen oder Aufsieden) nur an den Stößen und an der Decke möglich bleibt. Das Wasser verbleibt im Werke, bis die Salzsole einen bestimmten Salzgehalt erreicht hat, wird dann durch den Damm abgelassen, gemessen und in Rohrleitungen[140] den Salinen zugeführt. Hierauf wird das Werk von neuem mit süßem Wasser gefüllt. Der Beginn des Abbaues heißt die Veröffnung des Werkes, jede Füllung mit Wasser eine Wässerung, die hierbei beschäftigten Arbeiter Wässerer. Bei diesem Betriebe des Sinkwerksbaues erhält jedes Werk die Form eines umgekehrten abgestumpften Kegels, und die Himmelsfläche vergrößert sich schnell; die Erfahrung lehrt für jeden Salzbergbau, welche Größe die Fläche des Himmels erreichen darf, ohne daß ein Hereinbrechen zu befürchten ist; nachdem diese Grenze erreicht ist, muß das Werk verlassen werden, der Himmel wird wohl außerdem noch durch Holzpfeiler unterstützt. Der im vorstehenden gekennzeichnete Sinkwerksbetrieb gestattet wegen schneller Vergrößerung der Himmelsfläche nur die Ausnutzung eines verhältnismäßig kleinen Bruchteiles des Salzgebirges. Der neuerdings in Auffee entwickelte Schachtwerksbetrieb liefert in dieser Hinsicht günstigere Ergebnisse [2], Nachdem der Sinkwerksbetrieb in der früheren Weise begonnen hat (Fig. 3) und das Unterwerk durch Wässerung hergestellt ist, beläßt man dessen Füllung an gesättigter Sole, die das Gebirge nicht mehr auflöst, und füllt dann den Schacht (die Putte) bis zu gewisser Höhe mit süßem Wasser, es möge hierdurch der Gebirgsteil 1 aufgelöst werden. Die gebildete Sole wird bis zum Himmel des Unterwertes abgelassen und von neuem süßes Wasser nachgefüllt, durch das der zylindrische Ring 2 gelöst wird. So fährt man fort, bis das Schachtwerk I etwa die Größe des Unterwertes erreicht hat, worauf dann in gleicher Weise das Schachtwerk II in Angriff genommen wird.


Literatur: [1] Aigner, A., Der Salzbergbau in den österreichischen Alpen, Berg- und hüttenmännisches Jahrbuch der k. k. Bergakademien, Bd. 40, Wien 1892, S. 203. – [2] Schernthanner, A., Schachtwerksbetrieb am Ausseer Salzberge, Oesterr. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen, Nr. 43, Wien 1893.

Treptow.

Fig. 1 und 2.
Fig. 1 und 2.
Fig. 3.
Fig. 3.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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