Schachtförderung [2]

Schachtförderung [2]

Schachtförderung. An die Schachtförderung (vgl. Bd. 7, S. 582) sind mit der beständigen Steigerung der Produktion in den letzten Jahren immer mehr Anforderungen gestellt worden. Durch Erhöhung der Fördergeschwindigkeit und Abkürzung der Zeit für das Auswechseln der Hunde sucht man die Zahl der Aufzüge zu vermehren. Außerdem ist man bestrebt, bei der letztgenannten Arbeit die menschliche Kraft immer mehr durch mechanische Einrichtungen zu ersetzen.

In Bd. 7, S. 584, war bereits das Durchstoßen der Hunde durch die Gestelle erwähnt. Es werden z.B. über Tage die vollen Hunde nach der einen Seite abgezogen und gleichzeitig von der andern die leeren aufgeschoben. Hierzu brauchte man bisher mindestens zwei Mann, dazu kam die Mannschaft, die nötig war, um die vollen Hunde zur Entladung und die leeren wieder zurück auf die andre Seite des Schachtes zu befördern. Beides, das Ablaufen der vollen Hunde vom Gestell und das Auflaufen der leeren auf das Gestell, weiter der Umlauf der Hunde zur Entladung und zum Schacht zurück wird jetzt mechanisch bewirkt und durch nur einen Mann betätigt. Die Gleise erhalten vom Schacht zur Entladung, z.B. zum Wipper, etwa 3,5% Fall, so daß die Hunde diesen Weg selbsttätig durchlaufen. Nachdem die Hunde entleert und aus dem Wipper gestoßen worden sind, werden sie von einer Kette ohne Ende erfaßt (gewöhnlich Unterkette mit Mitnehmern) und eine schiefe Ebene hinaufbefördert. Dann werden sie von der Kette frei und laufen auf geneigter Bahn selbsttätig zum Schachte; hier werden sie zunächst von einer Verriegelung aufgehalten, bis das Gestell wieder erscheint. Dabei wird die Kettenförderung zweckmäßig auf ein gerades Wegstück verlegt, während die Kurven frei durchlaufen[652] werden. Die Verteilung der leeren Hunde auf die beiden, den zwei Fördertrümern entsprechenden Gleise geschieht mittels einer selbsttätigen, durch die lebendige Kraft der fahrenden Hunde betätigten Weiche. Um das selbsttätige Ablaufen der Hunde vom Gestell zu erreichen, ist der Gestellboden entweder dauernd geneigt und eine besonders gute Verriegelung der Hunde angebracht, die nach dem Aufsetzen des Gestelles gelöst, wird, oder der Gestellboden stellt sich durch das Aufsetzen in eine geneigte Lage. Es ist entweder auch das Gleis, auf dem die leeren Hunde stehen, geneigt, dann genügt die Lösung einer Sperre, um die leeren Hunde auf das Gestell laufen zu lassen, die Verriegelung auf dem Gestell ist inzwischen wieder geschlossen worden. Oder das Gleis liegt wagerecht, dann wird durch denselben Handhebel, der die Verriegelung löst, zugleich eine Kuppelung eingerückt, welche eine Unterkette mit Mitnehmer in Bewegung setzt und die Hunde auf das Gestell schiebt [1].

Bei Gestellen mit mehreren Etagen übereinander konnte früher die Bedienung auf zweierlei Weise erfolgen: entweder werden die einzelnen Etagen nacheinander auf einer Hängebanksohle bedient, dann mußte das Gestell jedesmal um Etagenhöhe gehoben (umgehängt) werden – hiermit war ein entsprechender Zeitverlust verknüpft – oder es waren am Schachte, entsprechend der Zahl der Etagen, eine gleiche Zahl Bühnen und Bremsen angebracht, dann konnten zwar die Hunde auf allen Etagen gleichzeitig ausgewechselt werden, es mußten aber die vollen Hunde von jeder Bühne auf die Hauptsohle des Füllortes herabgebremst und zu gleicher Zeit je ein leerer Hund hinaufbefördert werden. Jede Bremse mußte von einem Manne bedient werden. – Beide Verfahren konnten auch vereinigt werden. Bei einem Vieretagengestell wurden z.B. mittels einer Hilfsbühne und einer Bremse Br (Fig. 1) zunächst die Etagen 2 und 4 und nach einmaligem Umhängen um eine Etagenhöhe die Etagen 1 und 3 bedient, v sind die vollen, l die leeren Hunde.

Tomson [2] hat zuerst vorgeschlagen, um bei Gestellen mit mehreren Etagen das Umhängen zu vermeiden und auch um Arbeiter zu ersparen, für jedes Schachtfördertrum je zwei Hilfsgestelle, V für die vollen, L für die leeren Hunde, zu verwenden (Fig. 2). Während sich die beiden Hilfsgestelle für das eine Trum in der höchsten Stellung befinden, stehen die beiden andern Hilfsgestelle in ihrer tiefsten Lage; dabei sind die vier Gestelle zwangläufig miteinander[653] verbunden. Die Verschiebung der Hunde vom Schachtgestell auf das Hilfsgestell V und vom Hilfsgestell L auf das Schachtgestell kann auch hier selbsttätig erfolgen. Das allmähliche Auswechseln der Hunde auf den Hilfsgestellen findet während der Zeit des nächsten Aufzuges statt. Sollen nur leere Hunde an der Hängebank aufgegeben werden, so genügt das Gewicht der vollen Hunde für die Bewegung der Hilfsgestelle. Für den Fall jedoch, daß Berge eingehängt werden sollen, ist der Motor M angebaut.

Die Sicherheitsvorrichtungen, die namentlich bei großer Fördergeschwindigkeit ein Zu-hoch-Treiben der Fördergestelle verhindern sollen, wurden bereits Bd. 7, S. 584, kurz erwähnt. Besonders einfach läßt sich eine Sicherheitsvorrichtung (Retardierapparat) für die elektrische Fördermaschine System Ilgner mit Leonard-Schaltung an der Gleichstromdynamo einrichten (vgl. Bd. 3, S. 406), da jeder Stellung des Steuerhebels eine ganz bestimmte Spannung am Fördermotor und damit auch eine ganz bestimmte Fördergeschwindigkeit entspricht, unabhängig von der Belastung der Fördermaschine. Die zwangläufige Bewegung des Steuerhebels am Beginn und am Ende des Aufzuges wird in folgender Weise erreicht: Von der Hauptwelle der Fördermaschine aus werden zwei unrunde Scheiben (Fig. 3) bei jedem Aufzug in Umdrehung versetzt, die eine entspricht dem Rechtslauf, die andere dem Linkslauf der Maschine. Der Steuerhebel ist durch Zugstange m und Kniehebel n so mit der Scheibe in Verbindung gebracht, daß der Maschinist beim Beginne der Förderung wegen des Ansatzes a den Steuerhebel nur allmählich aus der Nullage entfernen kann, dadurch erhält auch der Fördermotor nur wenig Spannung, es muß langsam angefahren werden. Sollte gegen das Ende des Aufzuges der Maschinist die Fördergeschwindigkeit nicht rechtzeitig mäßigen, so drückt ein zweiter Ansatz b der Scheibe den Steuerhebel zunächst allmählich bis nahe an die Nullstellung, hierdurch wird zwangläufig die Geschwindigkeit gemäßigt. Sollte der Maschinist auch jetzt den Steuerhebel noch nicht auf Null stellen, so geschieht dies durch die Nase des Ansatzes b, der Motor steht still, zu gleicher Zeit wird die Bremse eingeworfen. Die Einrichtung wirkt so sicher, daß der Maschinist tatsächlich die Maschine bei voller Fahrt verlassen kann, die Maschine kommt trotzdem rechtzeitig und ruhig zum Stillstand [3].


Literatur: [1] Ebeling, Fr., Automatische Hängebankförderung und Schachtbedienung auf den Fürstlich Plessischen Steinkohlenbergwerken Brade und Emanuelsegen bei Kattowitz, (O.-S.). Zeitschr. des Oberschlesischen Berg- und Hüttenmännischen Vereins, 1912, S. 45. – Wintermeyer, Maschinelle Beschickungsvorrichtungen für Förderkörbe. Essener »Glückauf« 1913, S. 1287. – [2] Ryba, Die Tomsonsche Schacht-Fördereinrichtung mit elektrisch betätigten Senkbühnen am Schachte Julius III der k. k. Bergdirektion Brüx. Oesterr. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1912, S. 525. – [3] Wintermeyer, Die Retardierapparate für elektrisch betriebene Fördermaschinen in ihrer neueren Entwicklung, Elektrotechn. Anz. 1913, S. 1205.

Treptow.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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