Röhrenbrücken

Röhrenbrücken

Röhrenbrücken (Tunnelbrücken), jene Form vollwandiger eiserner Balkenbrücken, bei welchen der Ueberbau die Gestalt einer geschlossenen rechteckigen Röhre besitzt, in deren Innerem der Verkehr über die Brücke stattfindet.

Die erste Brücke dieser Art wurde von R. Stephenson projektiert, als es sich um die Herstellung einer Eisenbahn von Chester nach Holyhead und um dadurch bedingte Uebersetzung des Meeresarmes der Menaistraße handelte. Das ursprüngliche Projekt erhielt die Gestalt einer an Ketten aufgehängten rechteckigen schmiedeeisernen Röhre, doch wurden später zur Verminderung des seitlichen Windangriffs auch Röhren mit kreisförmigem und elliptischem Querschnitt in Aussicht genommen. Für die schließliche Gestaltung des Projektes sowie überhaupt für die weitere Erkenntnis des Verhaltens genieteter Träger waren aber die Versuche von Bedeutung, die von Hodgkinson und Fairbairn in London durchgeführt worden sind [1]. Dieselben ergaben die Ueberlegenheit des rechteckigen Röhrenquerschnittes und veranlaßten Stephenson, die Kette ganz wegzulassen und die Röhre freitragend anzuordnen. In den Jahren 1846–1850 wurden hiernach die beiden großen Brücken in der oben erwähnten Bahnlinie, nämlich die Conway- und die Britanniabrücke über die Menaistraße, erbaut [2]. Die[448] erstere hat nur eine Oeffnung von ca. 122 m Spannweite, die letztere besitzt vier Oeffnungen, zwei von 140,2 m und zwei von 70,4 m lichter Weite, die mit zwei nebeneinander liegenden, je ein Eisenbahngleis überführenden durchgehenden Röhren überspannt sind. Boden und Decke der Röhre besteht aus einer doppelten Blechhaut, die durch Blechträger zellenförmig unterteilt ist. Die seitlichen Blechwände der Röhre sind durch Winkeleisen und über den Auflagern durch innen eingenietete gußeiserne Rahmen ausgesteift. Das System der Röhrenbrücken hat später noch bei einigen andern Bauwerken, und zwar bei der Brücke über den Airefluß bei Brotherton [3] mit 86,6 m Spannweite und bei der Viktoriabrücke bei Montreal [4], Anwendung gefunden. Die letztere hat 25 Oeffnungen, von denen die mittlere 100,6 m, die übrigen 72,9 m Weite besitzen. Es sind aber diese, allerdings für die damalige Zeit bedeutenden Ausführungen vereinzelt geblieben, da mit der Ausgestaltung der gegliederten Träger eine Konstruktionsform gefunden wurde, die sich im Materialaufwande weitaus sparsamer und vorteilhafter erwies.


Literatur: [1] Allgemeine Wiener Bauztg. 1849, S. 175. – [2] The Britannia and Conway Tubular-Bridges by E. Clark, London 1850; An account of the construction of the Britannia and Conway Tubular-Bridges by W. Fairbairn. – [3] Zeitschr. für Bauwesen 1853, S. 267. – [4] Ebend. 1858, S. 489, und 1860, S. 539.

Melan.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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