Kernbogen

Kernbogen

Kernbogen, eine in der äußeren Mauerflucht als halbkreisförmiger Mauerbogen erscheinende, in Hausteinen hergestellte Tor-, Tür- oder Fensterüberwölbung, bei der die hinter dem Anschlage (s.d.) befindliche Laibungsfläche je nach den zu erfüllenden Bedingungen als doppelt gekrümmte Fläche (Fig. 1) oder als Regelfläche (Fig. 2) ausgebildet ist. Dabei lind diese gekrümmten Flächen aus den Wölbsteinen herausgehauen, während der Steinschnitt selbst sich in keiner Weise von demjenigen des Mauerbogens in Hausteinen unterscheidet.

Fig. 1 und 2 zeigen Beispiele der beiden erwähnten Fälle sowie die verschiedenen Anschlußarten der Wölbsteine an die wagerechten Schichten der Mauer. In Fig. 1 wurde als Bedingung für die Bildung der hinteren Laibungsfläche angenommen, daß die halben Torflügel M E D'' bezw. M E F'' ungehindert an die seitlichen Geläufflächen D'' H'' L'' bezw. F'' H'' K'' anschlagen können. Deshalb wurde im Grundriß der Torflügel umgelegt, indem mit O D' = M D'' als Halbmesser ein Viertelkreis geschlagen und damit die Ordinaten 1 2, 3 4 und L H gewonnen wurden, die, in die Aufrißfläche übertragen, die Schnittlinien H'' 4'' 2'' D'' bezw. H'' 4'' 2'' F'' der hinteren Laibungsfläche des Kernbogens mit den seitlichen Geläufflächen H D L bezw. H K F ergeben. Damit und durch die Annahme der oberen Begrenzungslinie H'' e'' H'' ist die Gestalt der doppelt gekrümmten hinteren Laibungsfläche des Kernbogens bestimmt, die mit lotrechten, parallel zur Mauerflucht gestellten Ebenen, zu H'' e'' H'' ähnliche Kurven als Schnitte ergeben wird, so daß, falls H'' e'' H'' ein Kreisbogen, die erwähnten Schnitte ebenfalls Kreisbögen sein werden. Mit Hilfe solcher durch die Hilfsebenen 1 2 und 3 4 aus der hinteren Laibungsfläche herausgeschnittenen Kreisbögen 4'' d'' 4'' und 2'' c'' 2'' bestimmt sich denn auch die Gestalt der in vorliegendem Fall gekrümmten Lagerfugen (vgl. Fig. 1 für die Lagerfuge a b c d e). In Fig. 2 wurde die hintere Laibungsfläche des Kernbogens als Regelfläche angenommen, die dadurch entsteht, daß eine Erzeugende gleichzeitig an der inneren Anschlagkante F'' E D'' und der oberen Begrenzungskurve H'' H'' (hier als gerade Linie angenommen) so hingleitet, daß sie stets die durch M gehende Achse des Gewölbes schneidet. Die Lagerfugen werden somit in diesem Fall als besondere Lagen der Erzeugenden der Regelfläche zu geraden Linien. Die Schnittkurve der Regelfläche mit der seitlichen Geläuffläche wird durch eine Reihe von Durchstoßpunkten 2, 5, 8 u.s.w. der Erzeugenden M 3, M 6 u.s.w. gefunden.

Während Fig. 1 ein Beispiel der Steinaustragung für den Stein S zeigt, sind in Fig. 2 die Schablonen der Lagerfugen ausgetragen worden. Die zusammengehörigen Punkte sind in den verschiedenen Projektionen durch Beifügung der entsprechenden Strichzahl, in der Umlegung oder Abwicklung durch Umklammerung in der üblichen Weise bezeichnet, so daß nach obigen Andeutungen die Konstruktionen den Figuren entnommen werden können.


Literatur s. unter Steinschnitt.

L. v. Willmann.

Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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