Kalisalze [1]

Kalisalze [1]

Kalisalze, allgemein alle Kalium oder Kaliumoxyd an irgend eine Säure gebunden enthaltenden Minerale, entweder als kieselsaures Kali in Feldspaten, Glimmer u.s.w., dann aber besonders und zumeist an Chlor, Schwefelsäure, Salpetersäure u.s.w. gebunden in einer Reihe von Mineralen der sogenannten Abraumsalze. Diese letzteren, in der Deckschicht (Abraum) der mächtigen Steinsalzlager Mittel- und Norddeutschlands vorkommend, werden technisch heute als Kalisalze bezeichnet und haben gegen früher durch ihren Wert in der chemischen Industrie und als Düngemittel große Bedeutung erlangt.

Die Gewinnung der Kalisalze nahm ihren Anfang in der Gegend von Halberstadt und Magdeburg. Hier im Salzlager von Staßfurt wurden erschlossen von oben nach unten: 4. Carnallitregion, rund 45 m mächtig, bestehend aus buntfarbigen Lagen von Steinsalz (25%) und verschiedenen Salzen des Kaliums und Magnesiums, unter denen Kainit, Kieserit, Carnallit (55%), Tachyhydrit, einschließlich weißen knollenförmigen Boracites, die wichtigsten sind. 3. Kieseritregion, rund 60 m mächtig, vorwiegend aus abwechselnden Lagen von Steinsalz (65%), Kieserit (17%) und nesterförmigem Sylvin (17%), letzteres mit Carnallit und leichtlöslichem Chlormagnesium, bestehend. 2. Polyhalitregion, rund 66 m mächtig und zu 91% aus derbem Steinsalz zusammengesetzt, das von parallelen Schnüren von Polyhalit (6,6%) durchzogen wird. 1. Anhydritregion, über 300 m mächtig, zusammengesetzt aus reinem Steinsalz, das durch dünne, parallele Schnüre von Anhydrit in Bänke von 0,08–0,16 m Mächtigkeit geteilt wird. Diese vier Regionen sind keineswegs scharf voneinander getrennt, sondern gehen[288] ineinander über. Die Entstehung der einzelnen Salze wird auf das Eintrocknen und Verdunsten von flachen, seichten Meeresarmen, -buchten oder von durch niedrige Barren vom offenen Meer nur zeitweilige getrennten Salzseen zurückgeführt, in denen die schwer löslichen Salze zuerst zur Abscheidung gelangten und zu tiefst lagerten, die leichter löslichen, die Abraum- und Kalisalze, dagegen zuletzt, als Decke, abgeschieden wurden. Abweichungen von der Regel kommen vor und werden durch die Zufuhr von neuen, andersgearteten Salzlösungen im Meerwasser, durch Auflösungen bereits ausgeschiedener Salze, durch Abtragung von solchen u.s.w. erklärt. Bei der leichten Löslichkeit der Salze überhaupt blieben sie nur da seit ihrem Absatz erhalten, wo sie alsbald danach mit einer Schicht von wenig durchlässigem Ton (Salzton, Letten) bedeckt wurden. Ein großer Teil der Salzlager wurde in späteren geologischen Zeiträumen durch unterirdisch eindringendes, süßes Wasser gelöst und fortgeführt. – Die Hauptsalzbildung geschah in der oberen Zechsteinformation, weiter wurde sie im Röt (oberer Buntsandstein), im mittleren Muschelkalk, im mittleren Keuper (Salzkeuper) nachgewiesen. Des großen Wertes der Kalisalze wegen hat man die Vorkommen dieser Formationen in Mittel- und Norddeutschland, besonders in Hannover, Provinz Sachsen, Thüringen, Kurhessen, auch in Mecklenburg, Schleswig u.s.w., durch Tiefbohrungen auf das Vorhandensein von Kalisalzen untersucht und ihre große Ausdehnung in diesem Gebiet nachgewiesen. Diese Untersuchungen dauern noch fort. Zahlreiche Störungen der Gebirgsschichten, Auslaugungen, Einbrüche schaffen, von ursprünglichen Unterbrechungen der Ausdehnung abgesehen, natürlich Unregelmäßigkeiten in der Ausdehnung der Kalisalze und damit mancherlei Mißerfolge beim Aufsuchen.


Literatur: Rinne, F., Die geologischen Verhältnisse der deutschen Kalisalzlagerstätten, Hannover 1906; van't Hoff, J.H., Untersuchungen über die Bildung der organischen Salzablagerungen, Berlin 1900–1906.

Leppla.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kalisalze [2] — Kalisalze, im Handel auch Staßfurter Salze genannt, sind von großer Bedeutung für die Pflanzenernährung. Zuerst durch die mit ihnen erzielten Mißerfolge sehr in Mißkredit gebracht, erkannte man ihre Bedeutung erst, nachdem Adolf Frank nach… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Kalisalze — (Kaliumsalze, Kaliumorydsalze; hierzu Tafel »Kalisalzbergbau I u. II«) finden sich weitverbreitet in der Natur, und namentlich ist kieselsaures Kali Bestandteil zahlreicher Mineralien und Gesteine (Kalifeldspat enthält 10–16 Proz. Kali, Glimmer… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Kalisalze — Kalisalzbergbau I. Kalisalzbergbau II …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Kalisalze [3] — Kalisalze wurden außerhalb des bisher bekannten Verbreitungsgebiets in Mittel und Norddeutschland durch Bohrungen, seit 1904 nun auch im Oberelsaß und Breisgau zwischen dem Fuß der Südvogesen und demjenigen des Schwarzwaldes und zwar in den… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Kalisalze [4] — Kalisalze will man in den Kriegsjahren in Spanien, in den Provinzen Barcelona und Lerida, besonders bei Sorria gefunden haben; kleine Mengen in Tarapaca (Peru), in Chile und in der Erythräa. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika hat man sich …   Lexikon der gesamten Technik

  • Kalisalze — Kalisalze, s. Kalium …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Kalisalze — Ka|li|sal|ze 〈Pl.; Chem.〉 als Düngemittel u. in der chem. Industrie verwendete Kalium bzw. Kalium Magnesium Verbindungen * * * Kalisalze,   natürlich vorkommende Chloride und Sulfate des Kaliums, meist Doppelsalze (mit Magnesium, Mg, Calcium, Ca …   Universal-Lexikon

  • Liste von Bergwerken in Deutschland — Die Liste von Bergwerken in Deutschland erfasst fördernde und stillgelegte Bergbau Betriebe in Deutschland. Inhaltsverzeichnis 1 Baden Württemberg 2 Bayern 3 Brandenburg 4 Bremen und Hamburg …   Deutsch Wikipedia

  • Kalibergbau — Kalisalz Unter Kalisalz wird im allgemeinen eine Mischung aus verschiedenen Salzmineralien mit einem hohen Gehalt an verstanden. Wirtschaftlich genutzt werden von diesen Salzmineralen lediglich und . Wichtige Bestandteile von Kalisalz sind: :… …   Deutsch Wikipedia

  • Kalisalz — Unter Kalisalz wird im Allgemeinen eine Mischung aus verschiedenen Salzmineralien mit einem hohen Gehalt an Kaliumverbindungen verstanden. Wirtschaftlich genutzt werden von diesen Salzmineralen lediglich Kaliumchlorid und Magnesiumsulfat.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”