Hörn

Hörn

Hörn, die paarige, aus Hornsubstanz bestehende Scheide der (knöchernen) Stirnbeinzapfen der Cavicornia (horntragenden Wiederkäuer). Im weiteren Sinne als Hornmaterial rechnet man hierzu noch die Hufe der Unpaarzeher, die Klauen der Paarzeher und die soliden Epidermisbildungen auf den Nasenbeinen der Rhinozerosarten.

In ausgedehnter technischer Verwendung stehen insbesondere die Hörner des Rindes (Ochsen-, Kuhhorn), des Büffels, Schafes und der Ziege; die meist prächtig entwickelten Hörner der Antilopen (wozu auch unsre Gemse) werden wohl nur deswegen selten verarbeitet, weil der Rohstoff nicht regelmäßig zu haben ist [1].

Die Hornsubstanz, Hornstoff oder Keratin, bildet den wesentlichen Bestandteil der Oberhautgebilde, wie der Haare, Nägel, Federn, Epidermiszellen, und der obengenannten Hornmaterialien und ist je nach seinem Ursprunge verschieden, so daß man besser von Keratinen spricht. Dieselben sind sehr hygroskopisch, im Wasser wenig quellend, in kochender Essigsäure löslich: in Alkalien quellen sie auf und werden, darin gekocht, ebenfalls aufgelöst. Sie bestehen aus C, H, N, O und S, außerdem ist in den Hörnern noch Calciumphosphat nachgewiesen worden.

Die wichtigsten technischen Eigenschaften des Hornes sind Elastizität, Biegsamkeit, hinlängliche Härte, Spaltbarkeit, bequeme Bearbeitungsfähigkeit auf der Drehbank, vor allem aber das Erweichen in höherer Temperatur, welches ein Biegen, Pressen, Löten oder Schweißen, mithin ein sehr weitreichendes Formen und eine vielseitige Verwendung gestattet. Die mikroskopischen Eigenschaften s. [2]. Das Hörn ist hohl, gegen die Spitze massiv; dieser Teil gibt die Hornspitzen des Handels, ein vielgebrauchtes Drechslermaterial für Pfeifenspitzen u.s.w. Die Hohlstücke, Hornschrot genannt, dienen zu Kämmen, Laternenhorn, Wageschalen, Griffen u.s.w. Die Bearbeitung derselben beruht auf Erweichen des Hornes in heißem Wasser und über Feuer; eine höhere Transparenz wird durch Abschaben trüber Stellen, Einlegen in kaltes und heißes Wasser, Eintauchen in geschmolzenen Talg, Pressen mit heißen eisernen Platten erzielt. Wichtige[140] Zubereitungsarbeiten sind ferner das Spalten und das Löten, d.h. Vereinigen kleiner Stücke zu einer größeren Platte; die entsprechend zugeschärften Enden zweier Platten werden in einer heißen Flachzange zusammengepreßt und sind nach dem Erkalten innig miteinander vereinigt. Ueber diese und andre Verarbeitungsformen s. insbesondere [3]. Die gangbarste Ware sind Ochsen- (und Kuh-)hörner, deren Primaqualität zumeist von Südamerika kommt; geschätzt sind auch die großen Hörner der ungarischen und galizischen Rinder; das Horn ist im Querschnitt rund. Fester und seiner, daher auch besser polierfähig sind die dreikantigen Büffelhörner (von Indien, Kleinasien, Rumänien, Ungarn), wegen der dunkeln Farbe aber zu transparenten Objekten nicht tauglich. Schafhorn ist transparent, zu Laternenhorn und zu Sonnenschirmgriffen geeignet; ebenso Ziegenhorn. Hornabfälle (Hornspäne) werden zu Tierkohle verarbeitet, finden bei der Erzeugung von Blutlaugensalz, bei dem Verstählen des Eisens Verwendung, können aber auch durch heiße Pressung zu einer festen Masse vereinigt werden; auf diese Weise werden Knöpfe und Dosen hergestellt. Hornknöpfe werden auch aus den Klauen und Hufen erzeugt [4]. Durch Rösten und Dämpfen der Hornspäne erhält man einen wertvollen Stickstoffdünger; gedämpft bildet das Hörn eine weiche elastische Masse, welche leicht zerreiblich ist und gemahlen als Hornmehl in den Handel kommt.


Literatur: [1] Karmarsch u. Heeren, Technol. Wörterbuch, Prag 1878, Bd. 4, S. 424 u. 429. – [2] Nebeski, O., Beiträge zur histologischen Charakterisierung der Hornmaterialien, Jahresbericht der Wiener Handelsakademie, 1883. – [3] Hanausek, Eduard, Die Technologie der Drechslerkunst, 2. Aufl., Wien 1897, S. 257 ff. – [4] Isensee, R., Die Knopffabrikation, Weimar 1862; Hanausek, T.F., Lehrb. der techn. Mikroskopie, Stuttgart 1901, S. 423 ff.

T.F. Hanausek.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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