Holzkonservierung [2]

Holzkonservierung [2]

Holzkonservierung. 1. Gegen Chemikalien. Hierfür scheint Paraffinüberzug immer noch am geeignetsten zu sein.

2. Gegen Wasser und Witterung. Die gute Wirkung von Teerölen beweisen die damit getränkten Eisenbahnschwellen. Auch Carbolineum-Avenarius gehört hierher.

3. Gegen Fäulnis, Schwamm und Insekten wirken giftige anorganische Salze und organische Verbindungen wie Phenol, Kresole (beide in Teerölen), β-Naphtol u.a.

Die alten Tränkungsverfahren: Kupfervitriol (Boucherie), Quecksilberchlorid (Kyan), Zinkchlorid (Burnett, Bréant), Teeröl (Bethell u.a.) sind noch immer im Gebrauch. Nach Angaben hauptsächlich der deutschen Telegraphenverwaltungen [1] beträgt die mittlere Gebrauchsdauer der Telegraphenstangen aus Kiefernholz bei der Behandlung mit Kupfervitriol 11,7 Jahre, Zinkchlorid 11,9 Jahre, Quecksilberchlorid 13,7 Jahre, Teeröl 20,6 Jahre. Nach einer neuesten, die Telegraphenverwaltungen der meisten Staaten der Welt umfassenden Zusammenstellung [2] hält ungetränkt: Kiefernholz 4–8 Jahre, Eichenholz 7 Jahre, getränkt aber: Kiefernholz mit Kupfervitriol 14 Jahre, Zinkchlorid (nur Deutsches Reich) 12,2 Jahre, Quecksilberchlorid (Europa) 16,5 Jahre, Teeröl (Europa) 24,8 Jahre. – Von neuen Verfahren mit diesen alten Stoffen ist zunächst die Uebertragung des Kesseldruckverfahrens auf die Tränkung mit Quecksilberchlorid zu nennen, welche durch die Konstruktion des Eisenbeton-Imprägnierzylinders von Moll und Wayß & Freytag möglich geworden ist. Hauptsächlich aber ist bisher das Rüpingsche Sparverfahren der Teeröltränkung erfolgreich. Es besteht darin, daß zunächst mit einem bestimmten, mäßig hohen Druck Luft in das Holz gedrückt wird, dann aber, ohne zwischenzeitliche Druckverminderung, das Teeröl mit höherem Druck in das lufthaltige Holz hineingedrückt wird, wobei es sich durch Zusammendrücken der im Holz eingeschlossenen Luft den Raum für sich selbst freimacht. Das Verfahren bezweckt, daß beim nun folgenden Nachlassen des Druckes die eingeschlossene, sich wieder ausdehnende Luft alles nicht an den Zellwandungen selbst haftende Teeröl aus dem Holz hinausdrängt. Das Hineindrücken und das Hinausdrängen des Oels wird neuerdings durch Vorbehandlung des Holzes mit Wasserdampf erleichtert. Man hat ferner das Teeröl durch Emulgieren mit Zinkchlorid oder Quecksilberchlorid antiseptischer zu machen gesucht; jedoch bringt man durch diese Chloride eisenangreifendes Chlor in das sonst dem Eisen (Nägel, Schraubenbolzen u. dergl.) unschädliche Teeröl. – Die ungarische Telegraphenverwaltung erleichtert die Teeröltränkung von Tannen und Fichten (Anstalt in Püspökladany) durch 3 cm tiefe Löcher, die seitlich ringsum über die ganze Länge des Stammes verteilt sind und mittels besonders hierfür erbauter Maschinen angebracht werden [2]. – Die mit Teeröl getränkten Hölzer werden oft später mit Carbolineum angestrichen. – Den wirksamen Stoffen des Teeröls verwandt sind »Antigermin« (Orthodinitrokresol) und »Antinonnin« (Orthodinitrokresolkalium), beide von Friedr. Bayer & Co., Elberfeld, ferner β-Naphtol-Natrium, welches mit Natriumfluorid zusammen im »Antipolypin« enthalten ist. Natriumfluorid will man auch allein und ebenso saure Zinkfluoride verwenden [3]; man beachte dabei die Angreifbarkeit des Eisens durch etwa frei werdende Flußsäure. – Ein neues Rüpingsches Verfahren der Tränkung mit Kieselfluornatrium hat bisher nur auf Grubenhölzer Anwendung gefunden. – Neueste Patente weisen als Tränkungsmittel Natriumzinkaluminat und Calciumsalze von Sulfosäuren aromatischer Kohlenwasserstoffe (Bub) auf, auch soll das Teeröl mit Phenolen der Naphthalin- und Anthracenreihe versetzt werden. – Bekannt wurde schon im Jahre 1908 [4] ein Tränkungsverfahren mit Zucker (Melasse) des »Powell-Wood-Process-Syndikate« in London, welches für Holzpflaster Verwendung fand [5]. – Gegen Schwamm gebraucht man oft Quecksilberchlorid; dies ist auch in dem Schwammvertilgungsmittel »Mykothanaton« enthalten [5], Neuerdings wurde das durch Zusätze explosionssicher gemachte Dinitrophenolnatrium der Höchster Farbwerke als »Mykantin« bekannt [6]. Vgl. a. Hausschwamm.

4. Gegen Entflammung wurden neue wirksame Mittel nicht bekannt.


Literatur: [1] Winnig, Die Grundlagen der Bautechnik für oberirdische Telegraphenlinien, Braunschweig 1910. – [2] Moll, Beitrag zur Beurteilung der hölzernen Gestänge für Telegraphen – und Fernsprechlinien, Archiv für Post und Telegraphie, Berlin, Jahrg. 1913, Nr. 8. – [3] Malenković.[377] Die Holzkonservierung im Hochbau, Wien 1907. – [4] Dinglers polyt. Journal, 28. März 1908. – [5] Fröde, Das Konservieren der Baumaterialien, Wien 1910. – [6] Falck, in Deutsche Bauztg. 1913, S. 542. – [7] Nowotny, Erfahrungen aus der Praxis der Holzimprägnierung mit Fluoriden, Zeitschr. f. angewandte Chemie 1913, Nr. 93, S. 694. – [8] Moll, Physikalische und chemische Eigenschaften der zur Holzkonservierung angewandten Teere und Teerderivate, Zeitschr. f. angewandte, Chemie 1913, Nr. 100/101, S. 792.

Moye.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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