Himmel [2]

Himmel [2]

Himmel. Hier als Sehraum betrachtet, bietet der Anblick des Firmamentes und der auf dasselbe projizierten Gegenstände für die Schätzung ihres[299] Ortes (Höhe über dem Horizont) und für diejenigen ihrer Größe gewisse Schwierigkeiten, die in Bd. 5, S. 62, angedeutet und für die schon die verschiedensten Erklärungsversuche gemacht worden sind. Alle aber haben zu völlig befriedigender Lösung nicht geführt. Es kann das auch von den neueren Untersuchungen, wie sie von R. v. Sterneck [1] und ganz neuerdings von H. Witte [2] gegeben werden, nicht behauptet werden.

Sterneck hat eine Funktion angegeben, in der die wahre Entfernung des Gegenstandes R und die vom Beobachter geschätzte Entfernung r in der Form ǫ/(ǫ + R) vorkommen, wenn man für ǫ einen Maximalwert von r annimmt, der nicht überschritten werden kann. Dieser ergibt sich aus Versuchen zu etwa 10 km, d.h. weitere Entfernungen vermag das Auge nicht mehr zu schätzen. – Ist dann L die wahre Größe des Gegenstandes und l die geschätzte, so sollen die aus folgender Tabelle hervorgehenden Beziehungen stattfinden:


Himmel [2]

Rein physikalisch sollte ja der Sehwinkel φ proportional der Entfernung abnehmen, physiologisch tut er das aber nicht.

Die Schlußfolgerungen, die Witte aus seinen Betrachtungen zieht, lauten dann: »Psychologie und Physiologie lehren auf Grund eines ›Sehwinkelaufhebungsgesetzes‹ einen Sehraum, der dem wahren Raum nahe bleibt. In diesem Sehraum werden die Gegenstände bis auf erhebliche Entfernungen hin in ihrer wahren, natürlichen Größe gesehen, erst allmählich und langsam nimmt die scheinbare Größe infolge Unterschätzens weiterer Entfernungen einigermaßen ab. Außerdem gibt es noch eine andere Art des räumlichen Sehens. Sie steht dem physikalischen Begriff der scheinbaren Größe nahe und bildet die Beziehung zwischen Sehwinkel und Netzhautbild. Hier nimmt der Größeneindruck zwar nicht vollkommen, aber doch nahezu ebenso schnell ab wie der Sehwinkel.«

Bei der Schätzung der Größe von Sonne, Mond und angularen Sterndistanzen am Horizont ist es auf alle Fälle von größter Wichtigkeit, daß gleichzeitig mit diesen Objekten auch irdische Gegenstände wahrgenommen werden, damit die scheinbare Größenschätzung zustande kommt, denn wenn man durch eine Vorrichtung die irdischen Objekte ausschaltet (Sehen durch ein einfaches Rohr oder dergleichen), findet dieses größere Schätzen nicht statt. Die angegebenen Erklärungsversuche reichen also auf Grund der obigen Darstellungen noch nicht aus.


Literatur: [1] R. v. Sterneck, Der Sehraum auf Grund der Erfahrung, Leipzig 1907. – [2] H. Witte, Ueber den Sehraum, Physikal. Zeitschr. 1918, XIX, S. 142; ebend. 1919, XX, S. 61, 114, 126 u. 368. Namentlich an letzterem Orte ist die Frage der scheinbaren Vergrößerung von Mond und Sonne im Horizont behandelt und viele Literatur angegeben.

L. Ambronn.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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